Landwirtschaft im Braunschweiger Land

Landwirtschaft im Braunschweiger Land 2024

2024 1 VORWORT Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, Veränderung und Weiterentwicklung begleiten die Landwirtschaft seit jeher – und betreffen auch keineswegs die Landwirtschaft als einzige Branche, sondern die gesamte Gesellschaft. Klimaschutz, Artenschutz und Ernährungssicherung sind einige der zentralen Themen in der Politik und in der Gesellschaft, aber vor allem in der Landwirtschaft. Sie lebt mit und von der Natur und ist im hohem Maße vom Klimawandel betroffen. Daher ist es für landwirtschaftliche Betriebe eine Selbstverständlichkeit, Klimaschutz, Artenschutz und Ernährungssicherung in Einklang zu bringen. Artenschutz und Landschaftsschutz sind fester Bestandteil der land-wirtschaftlichen Produktion. Die moderne Tierhaltung hat in Deutschland die höchsten Standards, in den Betrieben wird modernste Technik genutzt und vielfältige Fruchtfolgen prägen die Landschaft. Die Landwirte erzeugen dabei nicht nur hochwertige Lebensmittel, Futtermittel und nachwachsende Rohstoffe, sondern übernehmen mit der Pflege der Kulturlandschaft auch Verantwortung für den gesamten Lebensraum. Insbesondere die junge Generation ist bereit, mit innovativen Methoden und frischen Ideen Veränderung zu gestalten. Eines ist jedoch bei all den Veränderungen unerlässlich. Ohne wirtschaftliche Perspektive für die Betriebe können die steigenden gesellschaftlichen Anforderungen nicht erfüllt werden. Mehr denn je ist die Politik gefragt, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen und Perspektiven zu schaffen. Investitionen in der Landwirtschaft sind langfristig angelegt und nicht von heute auf morgen umsetzbar. Zukunft braucht Perspektiven. Daher bedarf es politischer Vorgaben, die von langfristiger Dauer sind. In dieser Broschüre haben wir wieder interessante Themen aus der Landwirtschaft und dem ländlichen Raum für Sie zusammengetragen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Durchstöbern und Lesen der Broschüre. Gerhard Rott Kreislandwirt für den Landkreis Helmstedt Henning Buhr Vorsitzender Landvolk Niedersachsen Kreisverband Gifhorn-Wolfsburg e. V. Gerhard Schwetje Kreislandwirt für den Landkreis Wolfenbüttel Ernst-Andreas Schrader Kreislandwirt für die Stadt Salzgitter Christian Scherb Kreislandwirt für den Landkreis Goslar Karl-Friedrich Wolff von der Sahl Vorsitzender Niedersächsisches Landvolk Braunschweiger Land e. V. Manfred Walkemeyer Kreislandwirt für die Stadt Braunschweig Joachim Zeidler Kreislandwirt für den Landkreis Gifhorn Wilfried Henties Kreislandwirt für den Landkreis Peine

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2024 3 Inhalt Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Ackerbau Gemeinsam für den Feldhamster . . . . . . . . . . . . 4 Wegraine haben ökologisches Potenzial. . . . . . . . . 6 Masterarbeitsprojekt: Ist eine wirksame Blattlausbekämpfung in Zuckerrüben mit dem europäischen Ziel der Pflanzenschutzmittelreduktion vereinbar?. . . . .8 Digitaler Ackerbau in Niedersachsen – Forschung und Praxis vernetzen. . . . . . . . . . . . 10 Smart Beet Initiative – eine Initiative für sieben Länder der Nordzucker AG. . . . . . . . . . . . . . . 14 Aufbereitete organische Nährstoffträger – Düngemittel der Zukunft? Die LWK beleuchtet die Aufbereitung und die praktische Anwendung innerhalb zweier Projekte. . . . . . . . . . . . . . . 18 30 Jahre Versuchswesen in Norddeutschland Was macht eigentlich die ARGE NORD e. V.?. . . . . . . 20 Der Zukunftsbauer – Neues Narrativ, Prozess, Brückenbauer, Gamechanger. . . . . . . . . . . . . . 24 Betriebswirtschaft und Steuern 50 % Zuschuss für die Ernteversicherung! Bayern hat als erstes Bundesland eine flächendeckende Ernteversicherung eingeführt, was steckt dahinter?. . . .26 Bewertung eines denkmalgeschützten Gebäudes. . . . .30 Altersrente – vorzeitige Altersrente – Hinzuverdienst. . . 31 Ihr Partner in allen Finanzfragen. . . . . . . . . . . . 32 Recht Zum Umgang mit Nutzungsverträgen für PV-Anlagen. . 34 Sozialversicherungspflicht von Saisonarbeitskräften – aktuelle Entwicklungen. . . . . . . . . . . . . . . 36 Datenschutzkonforme Webseitengestaltung: Wie funktioniert ein datenschutzkonformer Internetauftritt?. . 38 Safety first – mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen imStraßenverkehr.. . . . . . . . . . . . . . . . .40 Zum Umgang mit Poolverträgen für Windenergieanlagen. . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Familie und Bildung Dorfhelferinnen unterstützen Familien in Notsituationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46 „Landwirtschaft für kleine Hände“ – Kindergartenkinder erleben moderne Landwirtschaft. . . 48 „Uns als Junge Landfrauen präsentieren - daswarunserZiel.“. . . . . . . . . . . . . . . . . .49 Allgemein Viel Energie vom Hektar – mit Wind und Photovoltaik. . .51 Honigbienen, Wildbienen und Naturschutz – wie sind die Zusammenhänge zu bewerten?. . . . . . . 55 Die Ökologische Station Südheide. . . . . . . . . . . .58 Vorreiter bei autonomen Landmaschinen. . . . . . . . 60 Rund um’s Schweißen – die unterschiedlichen Schweißtechniken. . . . . . . . .62 Eine oft unterschätze Gefahr – Holz unter Spannung sägen. . . . . . . . . . . . . . 64 In Generationen denken. . . . . . . . . . . . . . . .66 Damit die Wenden nicht an die Wände fahren: Die Landwirtschaft braucht Bildungsbotschafter!. . . . .70 Wassermanagement und Klimafolgenanpassung – Wie kann mit den Herausforderungen umgegangenwerden?. . . . . . . . . . . . . . . . .74 Agrarexkursion2023. . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Image- und Öffentlichkeitsarbeit im Niedersächsischen Landvolk Braunschweiger Land e. V.. . . . . . . . . . .80 Windpark Gevensleben: Repowering – durch technischen Fortschritt Energiewende gestalten. . . . . 83 Mit DigiMilch zum Bayerischen Klimapreis. . . . . . . . 87 Mahdtechnik für mehr Artenvielfalt im LandkreisGoslar.. . . . . . . . . . . . . . . . . .90 Integrierter Hochwasserschutz im nördlichen Harzvorland.....................92 Stiftung Kulturlandpflege: Kooperationsprojekte mit der Landwirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . 94 Selbstverwaltung konstituiert sich nach Sozialwahl. . . .98 Mehr Unfälle bei der Waldarbeit. . . . . . . . . . . .100 Anhang Flächennutzung 2023 im Gebiet der Bezirksstelle Braunschweig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .102 Betriebsgrößenverteilung in den Landkreisen 2023. . . .104 Name und Anschriften der Beratungsorganisationen. . .105 Ehrenamt in der Region Braunschweig . . . . . . . . .106 Berater in der Region Braunschweig . . . . . . . . . .107 Wo anrufen, wenn Not am Mann (an der Frau)?. . . . .108 INHALTSVERZEICHNIS GF PE WOB BS SZ WF HE GS

2024 ACKERBAU 4 Gemeinsam für den Feldhamster Die Zusammenarbeit im Rahmen der Vereinbarungen des Niedersächsischen Weges hat sich auf regionaler Ebene weiterentwickelt. Ein gutes Beispiel ist der Feldhamsterschutz im Landkreis Wolfenbüttel. Die Beratung zum Biotop- und Artenschutz ist ein Ergebnis der Vereinbarungen im Rahmen des Niedersächsischen Weges. In den neun Beratungsregionen in Niedersachsen setzen sich Beraterinnen und Berater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen für die Vereinbarkeit der Ziele des Naturschutzes mit den Erfordernissen der landwirtschaftlichen Betriebe ein. Für die Beratungsregionen wurden Ziel- und Maßnahmenkonzepte erarbeitet, welche die Integration von Maßnahmen zum Biotop- und Artenschutz in die Betriebsabläufe ermöglichen sollen. Die beiden Landkreise Peine und Wolfenbüttel bilden eine dieser Beratungsregionen. Die engere Zusammenarbeit der Akteure aus Landwirtschaft und Naturschutz hat sich bereits am Beispiel des Feldhamsters bewährt. Vor Jahrzehnten waren Feldhamster noch weit verbreitet und galten als Plage. Da sie sich unter anderem von reifen Getreidekörnern ernähren und Wintervorräte sammeln, bestand die Sorge, dass sie die Ernte schädigen könnten. Diese Zeiten sind längst vorbei. Heute ist es etwas Besonderes, einen Feldhamster zu Gesicht zu bekommen. Der Feldhamster zählt mittlerweile zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten Westeuropas und kommt nur noch in sehr wenigen Regionen Deutschlands vor. Ein Verbreitungsgebiet liegt in Südniedersachsen. Unter anderem gibt es Populationen in den Landkreisen Peine und Wolfenbüttel. Naheliegend also, dass der Feldhamsterschutz im Ziel – und Maßnahmenkonzept für die Beratungsregion Peine – Wolfenbüttel eine hohe Priorität hat. Austausch zum Feldhamster am Ösel, v. l. n. r.: Rolf Steinkampf, Thomas Kupferschmidt, Hermann Vogt, Jan-Hendrik Bues, Amelie Schwarz, Rolf Luers, Ulrich Löhr, Franziska Bennecke, Jörg Garrelts, Linda Dack, Christian Tönnies, Volker Meier, Martina Diehl, Axel Reupke, Horst Rollwage, Michelle Abstein, Janine Kelkenberg, Jula Krüger. Foto: Martina Diehl

2024 ACKERBAU 5 Feldhamster benötigen am besten einen bindigen, tiefgründigen Löss- oder Lehmboden, da sie einen weit verzweigten bis zu 2 m tiefen Erdbau anlegen. Solche geeigneten Böden sind in den fruchtbaren Hildesheimer und Braunschweiger Börden zu finden. Ganz nebenbei sorgen Feldhamster unterirdisch für den Erhalt und die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, in dem sie die Bodenschichten durchmischen und für eine gute Belüftung sorgen. Bei einem Treffen mit interessierten Landwirtinnen und Landwirten Ende Mai 2023 am Ösel im Landkreis Wolfenbüttel ging es um den Feldhamster. Eingeladen hatten der Landvolkverband Braunschweiger Land e. V. und die Ökologische NABU-Station Oker/Aller (ÖNSA) mit Beteiligung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Wolfenbüttel und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Braunschweig. In der Begrüßung der Anwesenden hob Volker Meier, Geschäftsführer des Landvolkverbandes und Landschaftspflegeverbandes Wolfenbüttel, die gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe und freiwilliger Basis hervor. Die Ökologische NABU-Station Oker/Aller betreut in den Landkreisen Peine, Wolfenbüttel und Helmstedt sowie auf dem Gebiet der kreisfreien Städte Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg Schutzgebiete und spezielle Artenschutzprojekte. Grundlage, um Maßnahmen gezielt umsetzen zu können, sind Bestandserfassungen der Arten, die von der ÖNSA mit Unterstützung von Ehrenamtlichen durchgeführt werden. „Der Feldhamster findet immer weniger geeignete Lebensräume mit abwechslungsreichem Futter, welches lange genug auf den Äckern steht, um Wintervorräte einzutragen und Deckung zu bieten“, erläuterte Linda Dack von der ÖNSA das Hauptproblem der bunten Nager in ihren Ausführungen zur Lebensweise von Feldhamstern. Vielfältige Fruchtfolgen, der Anbau von Sommergetreide und alten Getreidesorten, wie zum Beispiel Dinkel, Leguminosen sowie Brachflächen mit Einsaat von Blühmischungen tragen zu einer Verbesserung des Lebensraumes für den Feldhamster bei. Die Vertragsnaturschutzmaßnahmen „Hohe Ähre“, „Luzerneanbau“ und „Kombination Hohe Ähre und Blühstreifen“ stellte Michelle Abstein von der Unteren Naturschutzbehörde vor. Finanziert werden die Maßnahmen aus sogenannten Ersatzgeldern, die für die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft geleistet werden. Bei der Maßnahme „Hohe Ähre“ erfolgt die Ernte mit hochgestelltem Mähwerk unterhalb der Getreideähren. Längere Stoppeln und restliche Getreidekörner bieten Schutz und Deckung sowie Nahrung bis zum Beginn des Winterschlafes der Hamster. Auch die Betrachtung des umliegenden Landschaftsraumes und die Vernetzung von Strukturen beispielsweise durch auf Dauer angelegte Blühstreifen ist wichtig, erwähnte Martina Diehl, Beraterin zum Biotop- und Artenschutz von der Landwirtschaftskammer, Bezirksstelle Braunschweig. Einen vom Landkreis geförderten Luzernegrasstreifen und einen Streifen mit einer 5-jährigen Niedersächsischen Agrarumweltmaßnahme zum Feldhamsterschutz im Rahmen der EU-Agrarförderung hatten Franziska Bennecke vom Rittergut Kissenbrück und Helge Büssemaker von der Maschinengemeinschaft Agrar-Dienste-Vorharz gezeigt. Eine lange Bindungsfrist und strenge Vorgaben bei den EU-Maßnahmen erschweren die Wiederbewirtschaftung einer Fläche nach dem Auslaufen der Maßnahme erheblich. Dies war sehr anschaulich an dem Vorkommen von Ackerfuchsschwanz, Disteln, Brennnesseln und Ampfer auf dem Streifen mit der EUFörderung zu erkennen. Die Abwicklung der Förderung mit dem Landkreis Wolfenbüttel erfolgt dagegen sehr unbürokratisch in Form eines Vertrages, der sogar noch kurzfristig am Tag der Ernte des betreffenden Getreidefeldes abgeschlossen werden kann. Die Teilnahme an Maßnahmen müsse auch Spaß machen, betonten die anwesenden Landwirtinnen und Landwirte. Betriebsindividuell angepasste unterschiedliche Maßnahmen und ein entsprechender finanzieller Ausgleich würden dazu beitragen. Das Interesse an der Maßnahme „Hohe Ähre“ war groß, so dass die Maßnahmenflächen im Landkreis Wolfenbüttel bereits zur Ernte 2023 erheblich ausgeweitet werden konnten. Auch im Landkreis Peine ging es einen großen Schritt voran. Dort können nun auch regionale Vertragsnaturschutzmaßnahmen zum Feldhamsterschutz gefördert werden. Die erste Getreidefläche mit einer Größe von ca. 2 ha in Gadenstedt konnte bereits zur Ernte 2023 für die Maßnahme „Hohe Ähre“ gewonnen werden. Weitere Maßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen sollen hinzukommen. Kontakt: Martina Diehl Landwirtschaftskammer Niedersachsen Bezirksstelle Braunschweig Helene-Künne-Allee 5 38122 Braunschweig Telefon: 0531 28997-129 martina.diehl@lwk-niedersachsen.de Abgeerntetes Getreidefeld mit der Maßnahme „Hohe Ähre“. Foto: Martina Diehl

2024 ACKERBAU 6 Wegraine haben ökologisches Potenzial Warum sind artenreiche Wegeseitenränder für die Pflanzen- und Tierwelt so attraktiv? Wie müssen Sie gepflegt und angelegt werden, um als Nahrungsquelle und Unterschlupf zu funktionieren? Welche Projekte gibt es bereits und wer kann fachlich unterstützen? Wegeseitenränder haben ein hohes ökologisches Potenzial als Nahrungsgrundlage und Lebensraum für Fauna und Flora. Flächenmäßig nehmen sie in den Gemarkungen zwar nur wenig Raum in Anspruch, unterstützen aber durch ihre linearen Strukturen den erforderlichen Biotopverbund. Doch der Streifen zwischen Weg und landwirtschaftlicher Nutzfläche ist als Lebensraum in Gefahr. Er wird häufig dominiert von konkurrenzstarken Gräsern und nährstoffliebenden Stauden und kann verloren gehen durch Flurbereinigungen und Schlagvergrößerungen. Die falsche Pflege geleitet von peniblem Ordnungssinn tut ihr übriges und so sind buntblühende Feld- und Wegraine mittlerweile ein seltenes Bild in unserer Kulturlandschaft. Um der Entwicklung entgegen zu wirken und etwas für die Natur und das Landschaftsbild zu tun, gibt es neben bundes- und landesweiten Initiativen wie dem F.R.A.N.Z. Projekt, der Wegrain AG oder den LEADER-Wegrain Projekten auch regionale Aktivitäten. Beispielhaft sei die Gemeinde Wasbüttel im Landkreis Gifhorn genannt. Hier haben Landwirtschaft und Gemeinde artenarme Grassäume neu angelegt und mit Regiosaatgut eingesät. Sie AG Nachhaltigkeit im Ort unterstützt das Projekt durch Öffentlichkeitsarbeit. Welche Bedeutung Wegeseitenränder haben zeigt sich im Landkreis Gifhorn auch darin, dass sie im naturschutzfach– lichen Ziel- und Maßnahmenkonzept als Förderziel festgeschrieben sind und beim Runden Tisch zum Biotop- und Artenschutz oben auf der Agenda stehen. Welche Aspekte sind nun beim Pflegen, Anlegen und Entwickeln der Grünstreifen zu beachten? Pflege Schon wenige Maßnahmen können helfen: • Auf leichten bis mittlere Böden reicht eine einmalige Mahd pro Jahr! Nach der Getreideernte im September/ Oktober ist der Schnittzeitpunkt ideal, da sich bis dahin die Kräutersamen erfolgreich ausbilden und die Bodenbrüter, die Reptilien und Insekten sich ungestört entwickeln können. • Auf nährstoffreichen Standorten macht eine zweimalige Mahd dann Sinn, wenn das Mähgut abgefahren wird. Hier sollte das erste Mal zwischen Mitte Mai und Mitte Juni gemäht werden und das zweite Mal 8-10 Wochen später. Der Mähzeitpunkt ist stark abhängig vom Standort, dem Klima und der Witterung. • Achtung: Zwar sind aus floristischer Sicht zwei Schnitte empfehlenswert, dies steht aber konträr zur offiziellen Brut- und Setzzeit vom 1.April bis zum 15.Juli. In diesen Monaten wird die freie Landschaft zur Kinderstube vieler Wildtierarten. Sie brauchen jetzt besonderen Schutz. Somit erfordert die Pflege ein sensibles Augenmaß. • Grundsätzlich empfiehlt sich eine gestaffelte Mahd, d. h. zeitlich versetzt und abschnittweise umgesetzt. Wertvoll sind mehrjährig ungemähte Bereiche, die den Insekten als Winterquartier und dem Niederwild als Deckung dienen. Deshalb sollten 10-20 % der Streifen maximal jedes zweite Jahr gemäht werden. • Bodenlebende Tiere können geschützt werden, in dem die Schnitthöhe mindestens 10 cm beträgt. • Mähen statt mulchen! Mit einem Mulchgerät werden bis zu 100 % der Wiesenfauna zerstört. Dies erklärt sich durch die schnell rotierende Technik und der damit verbundenen Sogwirkung. Bei einem Schlepper-Balkenmäher mit schneidender Technik liegt der Verlust bei 20-30 %, denn die Messer bewegen sich langsamer und die Angriffsfläche ist geringer. • Der Grünschnitt sollte von der Fläche geholt werden. Dadurch werden dem Boden Nährstoffe entzogen und so die Pflanzenvielfalt gefördert. Übrigens, landwirtschaftlich betrachtet ist die Gefährdung des Ackers durch einen erhöhte Kraut-, Gräser- und Schädlingsdruck von naturbelassenen Saumbiotopen eher gering einzuschätzen. Distelhorste können rechtzeitig vor dem Aussamen abgemäht werden. Ein sehr frühzeitiges Abschlägeln als vermeintliche Hygienemaßnahme zur Trespenbekämpfung bewirkt eher eine Förderung der Trespe, da dieses Gras besonders konkurrenzstark ist und sich schneller als andere Gräser regeneriert. Anlage Fehlen die typischen Zielarten artenreicher Feldraine wie Margerite, Scharfgabe und Flockenblume ist es grundsätzlich nicht ausreichend nur die Pflege anzupassen. Um ein Blütenangebot für die Insekten zu schaffen, müssen die fehlenden Zielarten wieder aktiv eingebracht werden, und das geht so: • Ein mit grasdominierter Vegetation bzw. stickstoffliebenden Stauden bestandener Streifen muss intensiv zerstört werden mit Fräse, Grubber oder erforderlichenfalls auch mit dem Pflug. Die Samen sind oberflächlich mit hochgeFür Insekten, Vögel und Niederwild sind überjährige Altgrasstreifen entlang der Wege wertvolle Deckung und Überwinterungshabitat zugleich. Foto: Kerstin Fricke

2024 ACKERBAU 7 stelltem Sähschar und Striegel aufzubringen. Anschließend ist der Bodenschluss mit einer Cambridge-, Güttler- oder Rasenwalze herzustellen. Der optimale Aussaattermin ist Mitte August bis Ende September. Eine Ansaat im Frühling (Anfang März bis Anfang April) birgt die Gefahr, dass sich durch Frühjahrstrockenheit die Entwicklung verzögert. • Auf den Streifen kann artenreiches Mahdgut oder Wiesendrusch von geeigneten Spenderflächen aufgebracht werden. Eine Alternative hierzu ist zertifiziertes Regiosaatgut mit mindestens 4-6 konkurrenzschwachen Gräsern und 25-40 verschiedenen Wildkräutern in einem Mischungsverhältnis von z. B. 60 % zu 40 %. Eine Aussaatstärke von 1-3 g/m² (10-30 kg/ ha) ist ausreichend. Der Streifen sollte mindestens 3 Meter breit sein. Entwicklung • Beim Aufkommen unerwünschter Arten muss ein neu angelegter Wegrain in den ersten 1-2 Jahren im Mai/Juni und Juli/August in einer Höhe von 10-15 cm geschröpft werden. Dies ist abhängig vom Standort und der Biomasseentwicklung. Bei anhaltender Trockenheit und geringem Aufwuchs ist auch mulchen möglich, ansonsten ist das Mähgut abzufahren. Wohin mit dem Aufwuchs? Mähgut von nicht-landwirtschaftlichen Flächen wird laut Kreislaufwirtschaftsgesetz als Abfall gewertet. Diese gesetzliche Hürde und auch wirtschaftliche Aspekte führen dazu, dass die aktuelle Pflegepraxis aus Mulchen und Liegenlassen des Materials besteht, mit all seinen negativen Folgen für diese wichtigen Biotopverbundflächen. • Individuelle Lösungen sind allerdings möglich. So sollte bei lokalen Projekten geprüft werden: • Ist eine insektenschonende Mäh- und Aufnahmetechnik verfügbar oder beabsichtigt die Gemeinde diese unter Nutzung von Fördergeldern (z. B. GAK-Mittel) zu beschaffen? • Gibt es Landwirte, Schäfer oder Hobbytierhalter, die den Aufwuchs für ihr Vieh nutzen können? Voraussetzung dafür ist, dass die Wegraine nicht mit Fremdstoffen bzw. Hundekot verunreinigt sind. • Welche Verwertungsmöglichkeiten befürwortet die untere Abfallbehörde des Landkreises? Sie muss die Bioabfallverordnung beachten und dabei klären, inwieweit das Schnittgut von einer Kompostieranlage aufgenommen werden kann. • Liegt im näheren Umfeld eine geeignete Biogasanlage, die für die Schnittgutaufnahme eine Genehmigung hat? Fachliche Begleitung nutzen Interessierte können sich an die Beraterinnen zum Biotop- und Artenschutz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wenden. Im Braunschweiger Land bzw. in der Südheide ist • Kerstin Fricke (E-Mail: kerstin.fricke@lwk-niedersachsen.de, Mobil: 0151/53540005) • für die Landkreise Gifhorn und Celle zuständig und • Martina Diehl (E-Mail: martina.diehl@lwk-niedersachsen.de, Tel.: 0531/28997-129) für die Landkreise Peine und Wolfenbüttel. Weiterführende Infos zur Anlage und Pflege von Wegeseitenrändern liefern folgende Links: • Hinweise zur Pflege von Randstreifen: Landwirtschaftskammer Niedersachsen (lwk-niedersachsen.de) • info39_Broschuere_Wegrain.pdf (nrw.de) • Praxisleitfaden_Saeume_und_Feldraine.pdf (stiftungsland.de) • Flyer des LPV „Wegränder und Feldsäume – unterschätzte Lebensräume für Insekten“ Kontakt: Kerstin Fricke Beraterin zum Biotop- und Artenschutz Landwirtschaftskammer Niedersachsen Bezirksstelle Uelzen Standort Celle Biermannstraße 14 29221 Celle Telefon: 0151/ 53540005 kerstin.fricke@lwk-niedersachsen.de Die im Wegrain stehenden Flockenblumen sind eine attraktive Nahrungsquelle für Insekten. Foto: Martina Diehl Wegrainprojekt in der Gemarkung Wasbüttel: Die AG Nachhaltigkeit hatte im Sommer ´23 Interessierte zur Wegrainbesichtigung eingeladen. Den fachlichen Input lieferte die Beratung zum Biotop- und Artenschutz der LWK. Foto: Kerstin Fricke

2024 ACKERBAU 8 Masterarbeitsprojekt: Ist eine wirksame Blattlausbekämpfung in Zuckerrüben mit dem europäischen Ziel der Pflanzenschutzmittelreduktion vereinbar? Die Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in der Landwirtschaft wird zunehmend von der Gesellschaft und Politik gefordert. In dem European Green Deal, der 2019 von der EU veröffentlicht wurden, wird diese Forderung in Form der Farm-to-Fork (F2F) Strategie konkretisiert. Bis zum Jahr 2030 soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 50 % und mineralischer Düngemittel um 20 % verringert werden. Für die Realisierung dieser Ziele werden alternative Pflanzenschutzstrategien benötigt, die kurzfristig in die landwirtschaftliche Praxis integriert werden können. Die Herausforderung bei der Entwicklung geeigneter Strategien liegt zusätzlich darin, die Ernährung einer stetig steigende Weltbevölkerung nachhaltig zu sichern. Demnach dürfen die praxisorientierten Alternativen keinen erheblichen Abfall des Ertrags zur Folge haben. Seit dem Wegfall der neonicotinoiden Beize im Jahr 2018 werden Insektizidbehandlungen zur Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren in Zuckerrüben wieder deutlich häufiger benötigt. Zu den wichtigsten Blattläusen im Zuckerrübenanbau gehören die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) und die Schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae). Die größere Bedeutung als Virusvektor bei der Übertragung des Beet yellow virus (BYV) kommt allerdings der Grünen Pfirsichblattlaus zu, da sie wesentlich aktiver ist als die Schwarze Bohnenlaus, keine großen Kolonien an den Blättern bildet und daher deutlich mehr Pflanzen infizieren kann. Je nach Befallsstärke und Zeitpunkt der Virusinfektion sind dadurch Ertragsverluste von über 40 % möglich. Die Ertragsverluste sind auf die virösen Vergilbungen auf den Blättern der Zuckerrübenpflanze zurückzuführen, da diese die Fotosyntheseleistung einschränken, wodurch der Zuckerertrag reduziert wird. In diesem und auch im letzten Frühjahr kam es regionsweise zu starkem Blattlausbefall in Zuckerrüben, sodass die Richtwerte für die Blattlausbekämpfung überschritten wurden und die Durchführung von Insektizidmaßnahmen notwendig wurde. Die Bekämpfungsschwelle für die Blattlausart Myzus persicae liegt bei 10 % befallenen Pflanzen, während die Schwelle, ab der Aphis fabae bekämpfungswürdig wird, bei 30 % befallenen Pflanzen liegt. Diese Bekämpfungsrichtwerte gelten jeweils bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich 90 % der Zuckerrübenblätter aus benachbarten Reihen berühren. Für die individuelle Entscheidung, ob eine Bekämpfung der Schwarzen Bohnenlaus auf dem eigenen Zuckerrübenschlag notwendig ist, gilt es zusätzlich, die Nützlingsaktivität im Bestand zu berücksichtigen. Wenn ausreichend viele Nützlinge vorhanden sind, können höhere Befallshäufigkeiten toleriert werden. Zu den natürlichen Gegenspielern von Blattläusen zählen beispielsweise Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegen, Spinnen, Weichkäfer und Parasitoiden. Trotzdem induziert das Verbot der neonicotinoiden Saatgutbeize in einigen Jahren die Notwendigkeit von Insektizidapplikationen während der Wachstumsperiode der Zuckerrüben. Obwohl die Ziele der F2F-Stragie eine gegensätzliche Richtung fordern: Die deutliche Einsparung von Pflanzenschutzmitteln in der landwirtschaftlichen Praxis. Wie lassen sich also die Schädlingsbekämpfung, die wichtig für die Sicherung eines hohen Zuckerertrags ist und eine Reduktion der eingesetzten Insektizidmenge vereinbaren? Auf der Basis dieser Fragestellung ist ein Projekt entstanden, das ich im Rahmen meiner Masterarbeit betreuen darf. Ich bin Merle Knackstedt und arbeite seit 1,5 Jahren als Werkstudentin bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen an der Bezirksstelle Braunschweig in dem Bereich Pflanzenbau und Pflanzenschutz. Das Projekt beinhaltet einen Versuch in Zuckerrüben, in dem zwei Insektizide und drei Einzelpflanzenbehandlung mit dem ARA in Zuckerrüben an dem Versuchsstandort in Volkse mit Blick unter das Gerät: Zu sehen sind der Düsenbalken und zwei vorgeschaltete, hochauflösende Kameras. Foto: Merle Knackstedt Die Bonituren in Blattlausversuchen erfordern ganzen Körpereinsatz von den Beratern und Beraterinnen der Bezirksstelle Braunschweig (LWK Niedersachsen). Foto: Merle Knackstedt

2024 ACKERBAU 9 verschiedene Applikationstechniken einerseits auf den Bekämpfungserfolg von Blattläusen als Virusvektoren und andererseits hinsichtlich der Auswirkungen auf Nützlinge getestet werden. Der Versuch wurde in diesem Frühjahr an zwei Standorten und jeweils vierfach wiederholt durchgeführt. Einer der Standorte liegt in der Nähe der Bezirksstelle Braunschweig in Broitzem und der zweite Standort in dem Ort Volkse im Landkreis Gifhorn. Die beiden Versuchsstandorte trennen ca. 35 Kilometer voneinander. Im Rahmen des Versuchs wurden die beiden Insektizide Teppeki® mit dem Wirkstoff Flonicamid und PIRIMOR®G mit dem Wirkstoff Pirimicarb zur Blattlausbekämpfung eingesetzt. Beide Pflanzenschutzmittel wirken als Kontaktmittel. Das Flonicamid wird zudem von der Pflanze aufgenommen und verteilt sich dann systemisch in dem gesamten Gefäßsystem. Der Wirkstoff Pirimicarb wird translaminar in der Pflanze verteilt: Das heißt, er wirkt nur lokal an dem mit Pflanzenschutzmittel benetztem Blattgewebe, indem dieses von der Blattoberseite zur -unterseite mit dem Wirkstoff durchdrungen wird. Beide Wirkmechanismen zielen darauf ab, auch die Blattläuse an der Blattunterseite zu erreichen. PIRIMOR®G bildet zusätzlich eine Gasphase aus, um Blattläuse in den unteren Pflanzenteilen zu erfassen. Das Insektizid ist allerdings auch in diesem Jahr nur über eine Notfallzulassung nach Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 zur Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren zugelassen, während Teppeki® eine reguläre Zulassung in Zuckerrüben aufweist. In dem Versuch wurden die beiden Insektizide mit drei verschiedenen Applikationstechniken ausgebracht: Flächenapplikation, Bandapplikation und Einzelpflanzenbehandlung. Bei der Bandapplikation sind die Pflanzenschutzmittel in einem 20 cm breiten Band über der Kulturpflanzenreihe appliziert worden. Die Einzelpflanzenbehandlung oder auch Spotapplikation der Zuckerrübenpflanzen wurde mit der Präzisionsfeldspritze „ARA“ von der Firma Ecorobotix in Zusammenarbeit mit der Agravis Technik durchgeführt. Auf einer Arbeitsbreite von 6 m können, mithilfe eines intelligenten Kamerasystems, die einzelnen Kulturpflanzen erkannt und über die entsprechende Schaltung der insgesamt 156 Düsen präzise appliziert werden. Die Applikation kann theoretisch mit einer Genauigkeit von 6 × 6 cm erfolgen. Bei den begleitenden Bonituren auf dem Boden des Zuckerrübenackers, bei denen ich tatkräftig von meinen Kollegen und Kolleginnen unterstützt wurde, wurden neben der Befallshäufigkeit und -stärke mit den jeweiligen Blattlausarten auch die vorhandenen Nützlinge aufgenommen. Um zu berücksichtigen, welche der getesteten Varianten die geringsten negativen Auswirkungen auf Nützlinge zeigt, wurde eine weitere Methode zur Erfassung der Aktivität der bodenlebenden Nützlinge, genauer der epigäischen Raubarthropoden, eingesetzt. Diese wurde in Zusammenarbeit mit dem Julius-Kühn-Institut in Braunschweig durchgeführt. Bei der Anwendung der Band- und Spotapplikation wird die mit Insektiziden behandelte Fläche im Vergleich zur Flächenbehandlung deutlich reduziert, sodass sich die ausgebrachte Insektizidmenge ebenso verringert. Vor dem Hintergrund notwendiger Insektizidbehandlungen zur Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren und der gleichzeitigen politischen Forderung nach einem geringeren Pflanzenschutzmitteleinsatz, gewinnen alternative Pflanzenschutzstrategien immer mehr an Bedeutung. Die Auswertung und intensive Auseinandersetzung mit den erhobenen Versuchsdaten wird zeigen, ob dieses Projekt einen Lösungsansatz für eine wirksame Insektizidstrategie mit reduziertem Pflanzenschutzmitteleinsatz für die Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren im Zuckerrübenanbau bieten kann. Biologische Bekämpfung von Blattläusen durch Nützlinge: Übersicht über natürliche Gegenspieler der Blattläuse. Foto: Merle Knackstedt Kontakt: Merle Knackstedt Landwirtschaftskammer Niedersachsen Bezirksstelle Braunschweig Helene-Künne-Allee 5 38122 Braunschweig Telefon: 0531 28997-327 merle.knackstedt@lwk-niedersachsen.de

2024 ACKERBAU 10 Digitaler Ackerbau in Niedersachsen – Forschung und Praxis vernetzen Aus der Arbeit des Ackerbauzentrums Niedersachsen Auch in der Landwirtschaft ist die Digitalisierung ein bestimmendes Thema geworden. Der viel verwendete Begriff umfasst die Einbindung und Anwendung von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien in landwirtschaftlichen Arbeitsprozessen. Die Vorzüge der Digitalisierung sind vor allem bei der Arbeitserleichterung sowie der Effizienzsteigerung zu finden. Damit ist die Digitalisierung auch ein wesentlicher Baustein für ein nachhaltigeres Wirtschaften inklusive der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation landwirtschaftlicher Betriebe. Das Ackerbauzentrum Niedersachsen unterstützt den Einzug digitaler Technologien in die landwirtschaftliche Praxis. Wir sind davon überzeugt, dass sie dabei helfen, Probleme zu lösen und Prozesse zu vereinfachen und, dass sie die Kompetenz und das Erfahrungswissen der Landwirte sinnvoll ergänzen. Als Schnittstelle zwischen den Akteuren rund um den Ackerbau in Niedersachsen treibt das Ackerbauzentrum seit seiner Gründung auf der Burg Warberg im Sommer 2021 mit zahlreichen Aktivitäten die Digitalisierung auf dem Acker voran. Transparenz schaffen: kooperativ und vernetzend Niedersachsen ist als Agrarland Nummer eins mit Blick auf Agrarforschung, landwirtschaftliche Akteure und Initiativen breit aufgestellt. Dies betrifft auch das Thema digitaler Agrartechnologien. Das Ackerbauzentrum will Transparenz schaffen, vernetzen und dabei helfen voneinander zu lernen. Bei der Verteilung der relevanten Einrichtungen in Niedersachsen werden drei räumliche Konzentrationen deutlich: Ein „Cluster“ bildet im Westen der Großraum Osnabrück. Sowohl die Hochschule Osnabrück als auch die Universität Osnabrück widmen sich in Forschungsschwerpunkten den digitalen Agrartechnologien. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) hat mit seinem Forschungsbereich „Planbasierte Robotersteuerung“ seinen Standort in Osnabrück und arbeitet auch an Robotik-Anwendungen in der Landwirtschaft. Das Agrotech Valley Forum e. V. dient der Kooperation von Agritech-Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen und treibt die digitale Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft voran. Im Süden Niedersachsens befindet sich ein weiteres Cluster rund um die Georg-August-Universität Göttingen mit der Abteilung Agrartechnik sowie dem An-Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ). Im Osten Niedersachsens gibt es eine weiträumigere Ansammlung von für die Digitalisierung der Landwirtschaft hochrelevanten Einrichtungen. In Braunschweig befinden sich zwei Bundesforschungsinstitute: Das Johann Heinrich von Thünen-Institut und das Julius Kühn-Institut (JKI) mit umfassenden Forschungsaktivitäten zur Digitalisierung. Bei den Hochschulen liegt am Institut für mobile Maschinen und Nutzfahrzeuge (IMN) der TU Braunschweig ein Schwerpunkt im Bereich Landwirtschaft. Östlich von Braunschweig befindet sich das PraxisLabor Digitaler Ackerbau der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen auf der Domäne Schickelsheim im Landkreis Helmstedt. Dort werden auf dem Markt bereits verfügbare digitale Land- und Sensortechniken unter betrieblichen Bedingungen getestet. Die in hohem Maße anwenderorientierte Arbeit des PraxisLabors Digitaler Ackerbau ergänzt hervorragend die Arbeit des benachbarten Ackerbauzentrums auf der Burg Warberg, die sich auf Wissenstransfer und Kommunikation konzentriert. In einer noch jungen Initiative arbeiten die genannten Akteure im Osten Niedersachsens gemeinsam mit der Fraunhofer-Gesellschaft und der Wirtschaftsregion Helmstedt an einer Vertiefung ihrer Zusammenarbeit und der Idee eines Innovationszentrums „Nachhaltige Pflanzenbausysteme“. Ausgangspunkt dieser Initiative war der Besuch des Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft am 3. November 2022 beim Ackerbauzentrum und beim PraxisLabor Digitaler Ackerbau im Rahmen seiner „Fokusreise Strukturwandel“. Wichtige Impulse für die Digitalisierung in der Landwirtschaft ergeben sich auch aus den „Digitalen Experimentierfeldern“. Mit diesem Projekt fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Digitalisierung in der Landwirtschaft. Drei der bundesweit 14 Experimentierfelder liegen in Niedersachsen und zwei davon sind auf den Pflanzenbau ausgerichtet. Das Konsortium für das Experimentierfeld „Agro-Nordwest“ setzt sich aus dem Cluster um Osnabrück, der Ruhr-Universität Bochum und dem Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung gGmbH zusammen und startete im Oktober 2019. In dem Projekt werden anwendungsorientierte Technologien zur digitalen Transformation im Pflanzenbau getestet und bewertet. Zudem fokussiert sich das Projekt auf den Technologie- und Wissenstransfer in die landwirtschaftliche Praxis. Die Projektpartner des zweiten Experimentierfeldes „FarmerSpace“ sind das Cluster um Göttingen, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Institutsteil Angewandte Systemtechnik des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB). Das Projekt identifiziert, erprobt und bewertet digitale Innovationen für den Pflanzenschutz und startete im Februar 2020. Beide Experimentierfelder befinden sich derzeit in einer zweijährigen Verlängerung. Neben den Digitalen Experimentierfeldern wird auch in drei sogenannten „5G-Projekten“ an Fragen der Digitalisierung in der Landwirtschaft gearbeitet. Sie sind aus dem im Jahr 2020 gelaufenen 5G-Innovationswettbewerb des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr hervorgegangen und setzen sich mit den Vorteilen der 5G-Technologie für den Ackerbau auseinander. Das Projekt „5G in der Landwirtschaft“ arbeitet an einer effizienteren und ressourcenscho-

2024 ACKERBAU 11 nenderen Feldbewässerung. Unter der Leitung des Landkreises Uelzen sind u. a. die Fakultät „Bau Wasser Boden“ der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften und die Agravis Future Farm in Suderburg am Projekt beteiligt. Der Teilbereich „Smart Farming“ des Projektes „5G Smart Country“ in den Landkreisen Wolfenbüttel und Helmstedt erprobt Ansätze zur Effizienzsteigerung in der Landwirtschaft hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Akzeptanz. Die Leitung hat die Projektagentur Wolfenbüttel übernommen und die Projektpartner sind u. a. die LWK Niedersachsen, die Domäne Schickelsheim, das INM der TU Braunschweig und das Fachinstitut für Anwendungstechnik im Pflanzenschutz des JKI. Das dritte für den Ackerbau relevante Projekt heißt „5G NortNet“. Es wird im Landkreis Northeim umgesetzt, von der SüdniedersachsenStiftung geleitet und erprobt die Optimierung der Lebensmittelproduktion entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette. Zu den Projektpartnern gehört u. a. die Abteilung Agrartechnik der Georg-August-Universität Göttingen. Bei allen drei genannten 5G-Projekten sind landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen der Agrarwirtschaft sowie Start- up-Unternehmen beteiligt. Sie sind damit mit Blick auf die Vernetzung von Wissenschaft und Innovation mit der landwirtschaftlichen Praxis und der Agrarwirtschaft vorbildlich. Ihre Vernetzung finden die Projekte und Cluster u. a. im Zukunftslabor Agrar des Zentrums für digitale Innovationen (ZDIN). Die Zukunftslabore arbeiten interdisziplinär und standortübergreifend und fokussieren sich alle auf Fragen der Digitalisierung. Gefördert wird das ZDIN vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie der VolkswagenStiftung. Das Zukunftslabor Agrar widmet sich insbesondere den Herausforderungen des Datenmanagements und der Dateninterpretation, der Automatisierung und Autonomie in der Agrartechnik sowie den Auswirkungen der Digitalisierung auf das Arbeitsumfeld, die Ausbildungsinhalte und die rechtlichen Rahmenbedingungen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Wissenstransfer stärken: ganzheitlich und pragmatisch Um die Digitalisierung voranzutreiben, muss das Wissen um die digitalen Technologien und deren Anwendung verbreitet werden. Das Ackerbauzentrum Niedersachsen organisiert – oft gemeinsam mit Partnern – Veranstaltungen unterschiedlichster Formate, die die digitalen Lösungen der Praxis näherbringen und gleichzeitig Erwartungen und Wünsche der landwirtschaftlichen Betriebe zum Ausdruck bringen sollen. Auf der Veranstaltung „Digitaler Ackerbau – von der Forschung in die Praxis“, die das Ackerbauzentrum gemeinsam mit der Akademie Burg Warberg im November 2022 ausrichtete, wurde die Digitalisierung auf dem Acker ganzheitlich betrachtet. Es wurde neben den Zukunftsvisionen des Ackerbaus auch angesprochen, ob und inwieweit sich das Berufsbild des Landwirts wandelt und wie kompatibel digitale Innovationen mit kleinbetrieblichen Agrarstrukturen sind. Digitale Technologien erlebbar zu machen ist dagegen der Ansatz, den das Ackerbauzentrum mit seinen Praxistagen wie Digitale Technologien unterstützen bei der mechanischen Unkrautregulierung: Der autonom arbeitende Farmdroid FD20 hat schon Einzug in die Praxis gehalten. Der GPS-gesteuerte Sä- und Hackroboter speichert den Ablageort des Saatkorns. Die Unkrautbekämpfung kann so anschließend in und zwischen den Reihen stattfinden. Fotos: Jana Tempel/NAN Eine gut gefüllte Aula auf Burg Warberg bei der Tagung „Digitaler Ackerbau - von der Forschung in die Praxis“ des Ackerbauzentrums Niedersachsens und der Akademie Burg Warberg am 30.11.2022. Foto: F. Langer Das PraxisLabor Digitaler Ackerbau der LWK Niedersachsen verbreitet seine Erkenntnisse in ganz Niedersachsen mit einem Schulungstruck. Zahlreiche Besuchergruppen informieren sich aber auch vor Ort. Foto: Sandra von Davier/NAN

2024 ACKERBAU dem „Landwirtschaftlichen Innovationstag“ verfolgt. Diese Idee ist aus der Vernetzung des Ackerbauzentrums Niedersachsen mit den landwirtschaftlichen 5G-Projekten entstanden. Ein erfolgreicher Auftakt erfolgte am 5. Juni 2023 im Landkreis Northeim rund um das Projekt „5G NortNet“ und wurde von einem breiten Bündnis aus verschiedenen Organisationen aus der Agrarwissenschaft, -verwaltung und -wirtschaft ausgerichtet. Unter dem Motto „Digitaler Ackerbau zum Anfassen“ konnten die Teilnehmer digitale Technologien für den Ackerbau auf dem Rittergut Hoppensen und dem KWS Blockhaus Wetze kennenlernen. Das Programm wurde durch Fachvorträge zu digitalen Anwendungen und Projekten abgerundet. Zudem gab es viel Gelegenheit sich mit Digitalexperten und Berufskollegen auszutauschen. Eine Fortsetzung des landwirtschaftlichen Innovationstages ist für 2024 auch in anderen Regionen Niedersachsens geplant. Wie groß das Potenzial digitaler Technologien ist, um den Herausforderungen im Ackerbau besser zu begegnen, wurde auch auf dem „3. Lüneburger Bodentag“ des LBZ Echem deutlich. Die Veranstaltung lief unter dem übergeordneten Thema „Boden und Wasser“. In Fachvorträgen und Workshops wurden Konzepte der Bodenbearbeitung und der Landschaftsplanung vorgestellt, um die Wasserspeicherfähigkeit der Böden zu verbessern. Das Ackerbauzentrum Niedersachsen richtete einen Workshop mit dem Start-upUnternehmen Agvolution GmbH aus. Im Mittelpunkt standen Feldsensoren, die u. a. Bodentemperatur und -feuchtigkeit messen, die Datenübertragung und -verarbeitung sowie die Optimierung der Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie z. B. der Düngung, auf dem Feld durch Modellprognosen. Doch nicht nur der Wissenstransfer in die Praxis ist bedeutend. Für einen erfolgreichen Einsatz der digitalen Lösungen auf den Betrieben ist auch die Bewertung der Praxistauglichkeit durch die Landwirte ausschlaggebend. Dieses ermöglichen praxisorientierte Forschungsprojekte, wie sie aus dem Programm der Europäischen Innovationspartnerschaft „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“ (EIP Agri) gefördert werden. Dabei kann das Engagement der teilnehmenden Praxisbetriebe nicht hoch genug geschätzt werden und ihre Initiative und der Zeitaufwand sollten entsprechend honoriert werden. Das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e. V. (NAN), der Projektträger des Ackerbauzentrums, ist auch Partner in EIP Agri-Projekten. In „Precise Nitrogen“ erprobten Praxisbetriebe in Großflächenversuche ein integriertes Düngesystem, das Fernerkundungsdaten, Feldmessdaten und Echtzeit-Mikroklimamessungen durch Feldsensoren kombiniert und durch ein Ökosystemmodell eine Düngeempfehlung ableitet. Weitere Projektbeteiligte waren die LWK Niedersachsen (Koordination), die Abteilung Agrartechnik der Georg-August-Universität Göttingen, das Forschungszentrum für landwirtschaftliche Fernerkennung am Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde des JKI, die LUFA Nord-West sowie die Agvolution GmbH als Technologie-Partner. Durch die Beteiligung des Ackerbauzentrums wurde die Abschlussveranstaltung auf eine ganztägige FachLVM-Versicherungsagentur Carolin Probst Ihre Ansprechpartner: Carolin Probst & Thomas Markwort Bohlweg 24 38259 Salzgitter Telefon 05341 9069961 agentur.lvm.de/probst Umfassender Schutz zu günstigen Konditionen! Ihre Spezialisten für die Landwirtschaft!

2024 ACKERBAU 13 tagung „Stickstoffdüngung auf den Punkt (aus-)gebracht“ ausgeweitet, die die praktische Umsetzung der präziseren Stickstoffdüngung beleuchtete. Im EIP Agri-Projekt „LURUU“ (Lasereinsatz zur Unkrautregulierung bei resistenten Ungräsern und Unkräutern) wurde ein mobiles Behandlungsgerät entwickelt, das Ungräser, wie Ackerfuchsschwanz und Gemeiner Windhalm, mit einer gezielten Laserbehandlung thermisch schädigt. Die Objekterkennung wurde durch digitale Technologien erreicht: Dazu wurde das Gerät mit einer Kamera und einer Bilderkennungssoftware ausgestattet und durch selbsterstellte Fotoaufnahmen trainiert (Künstliche Intelligenz). Unter der Leitung des Laser Zentrum Hannover e. V. (LZH) waren zwei Landwirte, das Pflanzenschutzamt der LWK Niedersachsen und das NAN am Projekt beteiligt. Das LZH und das NAN arbeiteten auch zusammen mit der PhotonicNet GmbH im Projekt PACC (Photonics Agrifood Connection Center). Das bereits abgeschlossene Vorhaben hatte zum Ziel die Akteure aus der Photonik-Branche und dem Agrar- und Lebensmittelbereich zu vernetzen und auf diese Weise zu weiteren Keimzellen für optische Anwendungen und Lösungen im Agrarsektor zu führen. Herausforderungen begegnen: konstruktiv und wissensbasiert Neben den vielen Möglichkeiten der Digitalisierung werden aber auch immer wieder die Herausforderungen für ihre praktische Umsetzung deutlich. Um Lösungsansätze voranzutreiben, müssen auch die Probleme besser angesprochen werden. Bei der Tagung „Digitaler Ackerbau – von der Forschung in die Praxis“ wurden auch kritische Themen angesprochen, wie z. B. die teilweise hohen Investitionskosten, denen nur durch neue Geschäftsmodelle begegnet werden kann. Neben den Fragen der wirtschaftlichen Konsequenzen digitaler Innovationen muss auch intensiver an dem Thema der Eigentumsrechte an Daten gearbeitet werden sowie an Haftungs- und Versicherungsfragen. In diesem Zusammenhang ist die vom Niedersächsischen Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz (ML) eingerichtete Arbeitsgruppe „Digitalisierung“ eine wichtige Initiative. Das Ackerbauzentrum Niedersachsen ist Teil dieser AG, die unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Michael Clasen von der Hochschule Hannover und Dr. Henning Müller vom DFKI läuft. In einem Positionspapier verfasste der Arbeitskreis 2022 Empfehlungen an die neue Landesregierung, wie die Digitalisierung in der Landwirtschaft vorangebracht werden sollte. Dazu zählen ein flächendeckender Zugang zum Internet, eine entbürokratisierte digitale Verwaltung, eine Verbesserung der Ausbildung und des Wissenstransfers, die Regulierung und der Zugang zu Daten sowie eine Förderung neuer Geschäftsmodelle. Eine weitere Maßnahme ist das Setzen von Anreizen, wie der Ausschreibung des „Digitalisierungspreises Agrar und Ernährung“ durch das ML. Dieser Preis zeichnet innovative Ideen und Lösungen von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben und Unternehmen, der ihnen vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen sowie nichterwerbswirtschaftliche Organisationen mit Bezug zur Agrar- und Ernährungswirtschaft mit niedersächsischer Beteiligung aus. Fazit Digitalisierung ist auch mit Blick auf die Landwirtschaft kein Selbstzweck. Sie muss für die Betriebe ein Werkzeug sein, um umweltschonender und ökonomisch erfolgreicher zu wirtschaften. Die Erwartungen und Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Praxis müssen berücksichtigt werden, denn am Ende findet die auch gesellschaftlich angestrebte Transformation auf den Höfen statt. Damit diese auch gelingt, sind digitale Innovationen stärker als bisher in der Aus- und Weiterbildung von Landwirten zu integrieren. Digitaler Ackerbau zum Anfassen: Der erste landwirtschaftliche Innovationstag auf dem Rittergut Hoppensen am 5. Juni 2023. Foto: Jana Tempel/NAN „Achtung! Freilaufender Roboter“ - auf Fachtagungen, wie der Veranstaltung „Digitaler Ackerbau - von der Forschung in die Praxis“ auf Burg Warberg am 30.11.2022, werden auch ungeklärte Fragestellungen diskutiert, wie die rechtlichen Rahmenbedingungen zu automatisierten Fahrfunktionen. Foto: F. Langer Kontakt: Dr. Stefanie Schläger und Hilmar Freiherr von Münchhausen Ackerbauzentrum Niedersachsen/Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e. V. An der Burg 3 38378 Warberg Telefon: 0174 6611076 Info@Netzwerk-Ackerbau.de

2024 ACKERBAU Smart Beet Initiative – eine Initiative für sieben Länder der Nordzucker AG Lösungsansätze zusammen mit dem Landwirt vor Ort entwickeln Der Green Deal als europäischer Fahrplan zur Klimaneutralität bis 2050 ist derzeit in aller Munde und beeinflusst den Wandel der heimischen Landwirtschaft maßgeblich. Zwei wesentliche Maßnahmen dieses Konzepts sind die Farm-to-Fork-Strategie („Vom Hof auf den Tisch“) und die Biodiversitätsstrategie. Auch der Anbau der Zuckerrübe kann einen Beitrag leisten diesen Fahrplan zu erfüllen. Dazu hat Nordzucker die „Smart Beet Initiative“ gestartet (Abb. 1 Smart Beet Initiative der Nordzucker AG). Die Smart Beet Initiative – kurz SBI – hat zum Ziel zusammen mit den Landwirten Ansätze im Rübenanbau zu verfolgen, um die Strategien Farm-to-Fork und Steigerung der Biodiversität zu unterstützen und gleichzeitig den regionalen Rübenanbau und seine Rentabilität nachhaltig zu sichern. In den vergangenen Jahren haben die Herausforderungen im Rübenanbau stark zugenommen, so wurden wichtige Pflanzenschutzmittel und – verfahren eingeschränkt und teilweise verboten und Dünger und Düngermengen in ausgewiesenen Gebieten stark beschränkt. Wetterkapriolen als Auswirkungen des Klimawandels stellen eine weitere Herausforderung für den Zuckerrübenanbau dar. Hinzu kommt eine veränderte Wahrnehmung der Landwirtschaft durch den Verbraucher und die damit einhergehende Fokussierung des Themas Nachhaltigkeit. Aktuell gibt es für die verschiedenen Themen keine ad hoc Lösungen, vielmehr sind die Ansätze noch theoretisch, technisch noch nicht voll ausgereift und decken nur einen Teil der Herausforderungen ab. Daher ist es umso wichtiger, dass im Rahmen des Projekts Smart Beet Initiative rechtzeitig neue Innovationen und Ideen ausprobiert werden, die für eine Einzelperson oder einen EinzelbeNordzucker. Gemeinsam. Nachhaltig. Bei Nordzucker gewinnen wir mit größter Sorgfalt Zucker aus Rüben und Rohr. Wir achten bei allem, was wir tun, auf einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen. Unser Ansatz für Nachhaltigkeit ist ganzheitlich. Der Mensch steht dabei im Mittelpunkt. Smart Beet Initiative der Nordzucker AG

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