Landwirtschaft im Braunschweiger Land

2024 ALLGEMEIN 71 Das Gros der Menschen hat kaum noch Bezug zur realen Welt der Landwirtschaft. Für viele Verbraucher kommen Milch, Butter, Brot und Fleisch nicht vom Bauernhof, sondern aus einem der mehr als 12.150 Supermärkte in Deutschland. Auch Hofläden, die Bauern und Bäuerinnen trotz vieler bürokratischer Hürden und unter Einhaltung umfangreicher Vorschriften einrichten, und Milchtankautomaten, die aufgestellt werden, sind als Kommunikationsorte für landwirtschaftliches Wissen nur bedingt nützlich. Denn für Städter und Bewohner in Ballungsräumen sind sie meist zu weit entfernt. Wenn die der Landwirtschaft entrückte Bevölkerung dann doch einmal der Agrarwelt begegnet, ist es meist der erstaunte Blick aus einem Autofenster über einen Acker, auf dem sich ein Ungetüm von Fahrzeug bewegt. Ob Mähdrescher, Feldspritze oder Rübenroder– die Unterschiede oder Arbeitsweisen sind den meisten Menschen fremd, seit die Bedeutung der „Kartoffelferien“ verloren gegangen ist und Familien in den Herbstferien lieber am Strand liegen, anstatt auf dem Feld bei der Ernte zu helfen. Seit der Kartoffelvollernter die Arbeit der ehedem Helfenden macht, bleibt ihnen verborgen, mit welchem Aufwand und wie fortschrittlich Bauern und Bäuerinnen Nahrungsmittel erzeugen. Es kommt also mehr denn je darauf an, der Bevölkerung die Arbeitsweisen und Leistungen der Landwirtschaft zu vermitteln. Diese Aufgabe kann nicht allein den damit befassten Institutionen – von Bauernverbänden über Landfrauen und Landjugend bis zu gemeinnützigen Vereinen wie dem i.m.a e. V. – überlassen bleiben. Jedem Bauern und jeder Bäuerin muss bewusst sein, dass sie es selbst in der Hand haben, welches Bild ihre Nachbarn und die Menschen in Städten und Gemeinden von der Landwirtschaft haben. Initiativen nutzen Niemand kann besser über die Landwirtschaft kommunizieren als die Männer und Frauen, die in ihr leben und arbeiten. Darum gibt es Initiativen wie „EinSichten in die Tierhaltung“, für die Landwirte ihre Ställe öffnen, damit interessierte Hofbesucher sehen können, wie moderne Tierhaltung heute funktioniert und wie verantwortungsvoll mit den Tieren umgegangen wird. Darum gibt es den „Lernort Bauernhof“, damit Kita-Kinder und Schulklassen erleben können, wie Nahrungsmittel erzeugt werden und wie auf dem Acker gearbeitet wird. Wer einmal gesehen hat, wie eine Kuh gemolken wird, hat beim Griff zur Milch im Supermarkt eine ganz andere Beziehung zum Lebensmittel und wird auch beim Genuss von Schokolade nicht mehr dem Trugbild einer lila Kuh verfallen. Authentisch kommunizieren Distanzen überwinden – das gilt nicht nur für Verbraucher, die den Weg zu einem Bauernhof finden müssen. Es gilts Lernen in der Landwirtschaft: Reale Begegnungen mit der Arbeitswelt der Landwirte schaffen vermittelt nachhaltiges Wissen über Pflanzen und Nutztiere. Fotos: i.m.a e.V./jaworr

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