Landwirtschaft im Braunschweiger Land

2024 ALLGEMEIN 90 Mahdtechnik für mehr Artenvielfalt im Landkreis Goslar Dass die Insektenvielfalt hierzulande stetig abnimmt und viele Arten mittlerweile bedroht oder sogar verschwunden sind, wurde unlängst in zahlreichen Studien nachgewiesen. Damit bestätigte sich auch das Gefühl derjenigen, die sich gerne in der freien Landschaft bewegen, dass es nicht mehr überall brummt und summt. Insbesondere die vielerorts ausgeräumten Agrarlandschaften erwecken den Eindruck, dass es oftmals schlichtweg an Habitat- und Nahrungsräumen für Insekten fehlt. Aber nicht nur Insekten, sondern auch viele Pflanzenarten haben es schwer, sich zumindest in den Wegeseitenräumen wohlzufühlen. Grund dafür ist die weit verbreitete Mulchmahd-Praxis, die dafür sorgt, dass dort, wo gemulcht wird, zwar Ordnung herrscht, aber dadurch leider auch kein ökologischer Raum bestehen kann. Landwirte aus dem Raum Seesen im Landkreis Goslar wollen mittels altbekannter Technik zeigen, dass es eine sinnvolle Alternative zum beliebten Mulchgerät gibt: den Doppelmesserbalken. Diese in Vergessenheit geratene Technik steht vor einer dringend benötigten Renaissance und immer mehr Maschinenbauer legen die alte Technik neu auf. In der Landschaftspflege gibt es kein vergleichbar insektenschonendes Mahdverfahren wie das Doppelmessermahdverfahren. Es ist dem Mulcher bzw. Häcksler immer vorzuziehen, wo es dies zulässt, denn nicht nur Insekten profitieren von dem schonenden Mahdverfahren: auch besondere Pflanzenarten können damit gefördert werden. Das Ziel des Ganzen sind artenreiche Wegeseitenräume, um der Artenvielfalt wieder auf die Sprünge zu helfen. Die Landwirte haben daher in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Goslar e. V. (LPV) einen Antrag auf Förderung beim Land Niedersachsen gestellt, um sich die Anschaffung für den nicht-wirtschaftlichen Zweck fördern zu lassen: mit Erfolg. Das Doppelmessermähwerk für den Front- oder Heckanbau an einen landwirtschaftlichen Traktor sowie ein Bandschwadergerät bilden hierbei eine schlüssige Kombination. Angeschafft werden konnten die Spezialmaschinen Ende 2022. Sie durchliefen zunächst einige Testdurchläufe und wurden immer wieder angepasst an die Bedingungen, die sich erst durch den Praxiseinsatz ergeben hatten. So ist das Frontmähwerk u. a. seitlich über den Radstand hinaus verschiebbar und lässt sich negativ in den Graben abkippen, ohne dass der Traktor mit in die Schräge fahren muss. Es zeigte sich schnell, dass diese modernisierte Technik äußerst gut und präzise arbeitet, auch kleinere Gehölze oder Steine stellen keine Probleme dar. Sollte einmal ein größeres Hindernis im hohen Gras stecken, sorgt ein Sicherheitsmechanismus dafür, dass die Doppelmesser keinen Schaden nehmen. Auffallend ist die Ruhe der Arbeitsweise: Im Gegensatz zum hochdrehenden Mulcher verursacht der Doppelmesserbalken kaum Geräusche und man erfreut sich am Testbetrieb mit beiden Geräten (Balkenmähwerk und Bandschwader) bei Seesen. Foto: LPV Goslar

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