Landwirtschaft im Braunschweiger Land

2024 ALLGEMEIN 89 den geringeren Einsatz von proteinreichem Ergänzungsfutter bedeuten könne. Ebenso sagt die Studie, dass der Milchharnstoffgehalt ein guter Indikator für die Proteinversorgung ist. In einer niederländischen Studie wird aufgezeigt, dass eine Senkung des Milchharnstoffgehaltes um 10 mg/l Milch die Ammoniakemission um 2,6 Prozent reduziert. Denn Harnstoffwerte von 160 bis 180 mg/l sind vollkommen ausreichend. Aber lässt sich die XP-reduzierte Fütterung nur über die Fütterungsdaten belegen? Oder findet man in der Gülle auch niedrigere N-Gehalte? Ein wichtiger Baustein zur Schließung der Stoffkreisläufe ist der effiziente Einsatz von Wirtschaftsdüngern. Mit modernen emissionsmindernden Ausbringtechniken, die auch eine teilflächenspezifische Bewirtschaftung zulassen, können Pflanzen bedarfsgerecht versorgt und Nährstoffüberschüsse vermieden werden. Hierfür muss jedoch die Nährstoffkonzentration der Gülle möglichst exakt bekannt sein. Diese unterliegt zum Teil erheblichen Schwankungen, die unter anderem durch die Tierart, die Fütterung und den Wassereintrag (Spül- und Regenwasser) beeinflusst werden. Durchschnittswerte der Offizialberatung liefern auf Standardbetrieben mit normaler Fütterung zumeist einen guten Überblick über die anfallenden Nährstoffmengen, stoßen bei einem veränderten Fütterungssystem wie auf dem Betrieb Mayerhofer jedoch oft an ihre Grenzen. Dies verdeutlicht Tabelle 3, in der exemplarisch die Stickstoffgehalte der Rindergülle auf dem Betrieb Mayerhofer aus den Jahren 2020, 2021 und 2022 dargestellt sind. Auf einen TS-Gehalt von 7,5 % normiert, liegen diese um etwa 1,1 kg Nges je m³ Gülle niedriger als die Angaben zur Standardgülle. Die Gülle sollte also beprobt und analysiert werden, um die Auswirkungen einer veränderten Fütterung auf die Gülle zu erfassen und bei der Düngung optimal zu berücksichtigen. Laboranalysen liefern jedoch nur Momentaufnahmen und können kurzfristige Schwankungen, beispielsweise durch Wassereintrag, nicht korrekt abbilden. Wie aus Tabelle 3 zu entnehmen ist, schwanken die normierten Nges Gehalte über die Jahre kaum, während sich die im Labor ermittelten Werte je nach Wassereintrag verändern. Diese Änderungen sind fließend und können nur durch Online-Messverfahren, wie beispielsweise die Nahinfrarotspektroskopie, erfasst werden. Im Projekt „DigiMilch“ wurden verschiedene Sensoren untersucht, die auf diesem Verfahren beruhen, und auf Praxisbetrieben eingesetzt. Dabei konnten die Schwankungen in der Nährstoffzusammensetzung auf Standardbetrieben zum Teil gut abgebildet werden, in den Randbereichen (sehr hohe bzw. sehr niedrige TS-Gehalte) waren die Abweichungen zum Labor oft hoch. Fazit: Die Datenerfassung und -auswertung des Betriebes Mayerhofer durch das Experimentierfeld „DigiMilch“ belegen, dass eine Absenkung des Rohproteingehaltes in der Ration keine Leistungseinbußen zur Folge haben muss. Dies weist deutlich darauf hin, dass auf vielen Betrieben ein enormes Potenzial zur Steigerung der Nährstoffeffizienz und Optimierung des Nährstoffkreislaufes vorhanden ist. Auch zeigt sich, dass für die genaue Kenntnis des betriebseigenen Nährstoffkreislaufes stets mit den Ergebnissen von aktuellen Untersuchungen gearbeitet werden sollte. Kernpunkt: Man muss den Tieren zutrauen, mit weniger Rohprotein auszukommen. Das schont nicht nur den Geldbeutel des Betriebes, durch weniger Zukauf von Stickstoff, und steigert die Nährstoffeffizienz, sondern erhöht auch die Tiergesundheit. Der Betrieb Mayerhofer konnte durch gesündere Kühe die Lebensleistung steigern. Die Förderung des Experimentierfeldes „DigiMilch“ erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms „Experimentierfelder in der Landwirtschaft“. Kernaussagen: • Überversorgung der Tiere kostet bares Geld! Jede Ration muss berechnet werden, auch wenn es nur ganz kleine Änderungen sind. Kleine Änderungen haben meistens eine große Auswirkung. • Alle betriebseigenen Futtermittel und die Gülle müssen untersucht werden. Bei den Futtermitteln ist Weender Analyse und Mineralstoffe Pflicht! • Digitalisierung ist eine Stellschraube, um die Nährstoffeffizienz zu steigern. Wichtigster Teil ist die programmierbare Waage am Futtermischwagen zur Aufzeichnung der real geladenen Mengen. Kontakt: Stefan Beckmann, LfL Tierernährung, Grub Manuel Boppel, LfL Landtechnik, Grub Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Prof.-Dürrwächter-Platz 3 38586 Grub-Poing Telefon: 08161 8640-7445 stefan.beckmann@lfl.bayern.de Selbstgebauter Trailer mit mehreren NIRS-Sensoren. Foto: Stefan Beckmann

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