Landwirtschaft im Braunschweiger Land

2024 ACKERBAU 9 verschiedene Applikationstechniken einerseits auf den Bekämpfungserfolg von Blattläusen als Virusvektoren und andererseits hinsichtlich der Auswirkungen auf Nützlinge getestet werden. Der Versuch wurde in diesem Frühjahr an zwei Standorten und jeweils vierfach wiederholt durchgeführt. Einer der Standorte liegt in der Nähe der Bezirksstelle Braunschweig in Broitzem und der zweite Standort in dem Ort Volkse im Landkreis Gifhorn. Die beiden Versuchsstandorte trennen ca. 35 Kilometer voneinander. Im Rahmen des Versuchs wurden die beiden Insektizide Teppeki® mit dem Wirkstoff Flonicamid und PIRIMOR®G mit dem Wirkstoff Pirimicarb zur Blattlausbekämpfung eingesetzt. Beide Pflanzenschutzmittel wirken als Kontaktmittel. Das Flonicamid wird zudem von der Pflanze aufgenommen und verteilt sich dann systemisch in dem gesamten Gefäßsystem. Der Wirkstoff Pirimicarb wird translaminar in der Pflanze verteilt: Das heißt, er wirkt nur lokal an dem mit Pflanzenschutzmittel benetztem Blattgewebe, indem dieses von der Blattoberseite zur -unterseite mit dem Wirkstoff durchdrungen wird. Beide Wirkmechanismen zielen darauf ab, auch die Blattläuse an der Blattunterseite zu erreichen. PIRIMOR®G bildet zusätzlich eine Gasphase aus, um Blattläuse in den unteren Pflanzenteilen zu erfassen. Das Insektizid ist allerdings auch in diesem Jahr nur über eine Notfallzulassung nach Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 zur Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren zugelassen, während Teppeki® eine reguläre Zulassung in Zuckerrüben aufweist. In dem Versuch wurden die beiden Insektizide mit drei verschiedenen Applikationstechniken ausgebracht: Flächenapplikation, Bandapplikation und Einzelpflanzenbehandlung. Bei der Bandapplikation sind die Pflanzenschutzmittel in einem 20 cm breiten Band über der Kulturpflanzenreihe appliziert worden. Die Einzelpflanzenbehandlung oder auch Spotapplikation der Zuckerrübenpflanzen wurde mit der Präzisionsfeldspritze „ARA“ von der Firma Ecorobotix in Zusammenarbeit mit der Agravis Technik durchgeführt. Auf einer Arbeitsbreite von 6 m können, mithilfe eines intelligenten Kamerasystems, die einzelnen Kulturpflanzen erkannt und über die entsprechende Schaltung der insgesamt 156 Düsen präzise appliziert werden. Die Applikation kann theoretisch mit einer Genauigkeit von 6 × 6 cm erfolgen. Bei den begleitenden Bonituren auf dem Boden des Zuckerrübenackers, bei denen ich tatkräftig von meinen Kollegen und Kolleginnen unterstützt wurde, wurden neben der Befallshäufigkeit und -stärke mit den jeweiligen Blattlausarten auch die vorhandenen Nützlinge aufgenommen. Um zu berücksichtigen, welche der getesteten Varianten die geringsten negativen Auswirkungen auf Nützlinge zeigt, wurde eine weitere Methode zur Erfassung der Aktivität der bodenlebenden Nützlinge, genauer der epigäischen Raubarthropoden, eingesetzt. Diese wurde in Zusammenarbeit mit dem Julius-Kühn-Institut in Braunschweig durchgeführt. Bei der Anwendung der Band- und Spotapplikation wird die mit Insektiziden behandelte Fläche im Vergleich zur Flächenbehandlung deutlich reduziert, sodass sich die ausgebrachte Insektizidmenge ebenso verringert. Vor dem Hintergrund notwendiger Insektizidbehandlungen zur Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren und der gleichzeitigen politischen Forderung nach einem geringeren Pflanzenschutzmitteleinsatz, gewinnen alternative Pflanzenschutzstrategien immer mehr an Bedeutung. Die Auswertung und intensive Auseinandersetzung mit den erhobenen Versuchsdaten wird zeigen, ob dieses Projekt einen Lösungsansatz für eine wirksame Insektizidstrategie mit reduziertem Pflanzenschutzmitteleinsatz für die Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren im Zuckerrübenanbau bieten kann. Biologische Bekämpfung von Blattläusen durch Nützlinge: Übersicht über natürliche Gegenspieler der Blattläuse. Foto: Merle Knackstedt Kontakt: Merle Knackstedt Landwirtschaftskammer Niedersachsen Bezirksstelle Braunschweig Helene-Künne-Allee 5 38122 Braunschweig Telefon: 0531 28997-327 merle.knackstedt@lwk-niedersachsen.de

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