Landwirtschaft im Braunschweiger Land

2024 ACKERBAU 8 Masterarbeitsprojekt: Ist eine wirksame Blattlausbekämpfung in Zuckerrüben mit dem europäischen Ziel der Pflanzenschutzmittelreduktion vereinbar? Die Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in der Landwirtschaft wird zunehmend von der Gesellschaft und Politik gefordert. In dem European Green Deal, der 2019 von der EU veröffentlicht wurden, wird diese Forderung in Form der Farm-to-Fork (F2F) Strategie konkretisiert. Bis zum Jahr 2030 soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 50 % und mineralischer Düngemittel um 20 % verringert werden. Für die Realisierung dieser Ziele werden alternative Pflanzenschutzstrategien benötigt, die kurzfristig in die landwirtschaftliche Praxis integriert werden können. Die Herausforderung bei der Entwicklung geeigneter Strategien liegt zusätzlich darin, die Ernährung einer stetig steigende Weltbevölkerung nachhaltig zu sichern. Demnach dürfen die praxisorientierten Alternativen keinen erheblichen Abfall des Ertrags zur Folge haben. Seit dem Wegfall der neonicotinoiden Beize im Jahr 2018 werden Insektizidbehandlungen zur Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren in Zuckerrüben wieder deutlich häufiger benötigt. Zu den wichtigsten Blattläusen im Zuckerrübenanbau gehören die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) und die Schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae). Die größere Bedeutung als Virusvektor bei der Übertragung des Beet yellow virus (BYV) kommt allerdings der Grünen Pfirsichblattlaus zu, da sie wesentlich aktiver ist als die Schwarze Bohnenlaus, keine großen Kolonien an den Blättern bildet und daher deutlich mehr Pflanzen infizieren kann. Je nach Befallsstärke und Zeitpunkt der Virusinfektion sind dadurch Ertragsverluste von über 40 % möglich. Die Ertragsverluste sind auf die virösen Vergilbungen auf den Blättern der Zuckerrübenpflanze zurückzuführen, da diese die Fotosyntheseleistung einschränken, wodurch der Zuckerertrag reduziert wird. In diesem und auch im letzten Frühjahr kam es regionsweise zu starkem Blattlausbefall in Zuckerrüben, sodass die Richtwerte für die Blattlausbekämpfung überschritten wurden und die Durchführung von Insektizidmaßnahmen notwendig wurde. Die Bekämpfungsschwelle für die Blattlausart Myzus persicae liegt bei 10 % befallenen Pflanzen, während die Schwelle, ab der Aphis fabae bekämpfungswürdig wird, bei 30 % befallenen Pflanzen liegt. Diese Bekämpfungsrichtwerte gelten jeweils bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich 90 % der Zuckerrübenblätter aus benachbarten Reihen berühren. Für die individuelle Entscheidung, ob eine Bekämpfung der Schwarzen Bohnenlaus auf dem eigenen Zuckerrübenschlag notwendig ist, gilt es zusätzlich, die Nützlingsaktivität im Bestand zu berücksichtigen. Wenn ausreichend viele Nützlinge vorhanden sind, können höhere Befallshäufigkeiten toleriert werden. Zu den natürlichen Gegenspielern von Blattläusen zählen beispielsweise Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegen, Spinnen, Weichkäfer und Parasitoiden. Trotzdem induziert das Verbot der neonicotinoiden Saatgutbeize in einigen Jahren die Notwendigkeit von Insektizidapplikationen während der Wachstumsperiode der Zuckerrüben. Obwohl die Ziele der F2F-Stragie eine gegensätzliche Richtung fordern: Die deutliche Einsparung von Pflanzenschutzmitteln in der landwirtschaftlichen Praxis. Wie lassen sich also die Schädlingsbekämpfung, die wichtig für die Sicherung eines hohen Zuckerertrags ist und eine Reduktion der eingesetzten Insektizidmenge vereinbaren? Auf der Basis dieser Fragestellung ist ein Projekt entstanden, das ich im Rahmen meiner Masterarbeit betreuen darf. Ich bin Merle Knackstedt und arbeite seit 1,5 Jahren als Werkstudentin bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen an der Bezirksstelle Braunschweig in dem Bereich Pflanzenbau und Pflanzenschutz. Das Projekt beinhaltet einen Versuch in Zuckerrüben, in dem zwei Insektizide und drei Einzelpflanzenbehandlung mit dem ARA in Zuckerrüben an dem Versuchsstandort in Volkse mit Blick unter das Gerät: Zu sehen sind der Düsenbalken und zwei vorgeschaltete, hochauflösende Kameras. Foto: Merle Knackstedt Die Bonituren in Blattlausversuchen erfordern ganzen Körpereinsatz von den Beratern und Beraterinnen der Bezirksstelle Braunschweig (LWK Niedersachsen). Foto: Merle Knackstedt

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