Landwirtschaft im Braunschweiger Land

2024 ALLGEMEIN 55 Honigbienen, Wildbienen und Naturschutz – wie sind die Zusammenhänge zu bewerten? Honigbienen stehen an prominenter Stelle, wenn von Biodiversität und Insekten(-sterben) die Rede ist. Dabei ist die Honigbiene aber, neben Rind und Schwein, zu den drei wichtigsten Nutztieren der Menschheit zu zählen. Die Imkerei ist ein klassischer Bestandteil der heimischen Landwirtschaft und doch wird sie in der Öffentlichkeit selten als Teil eben dieser wahrgenommen. Welche Folgen und ungeahnte Konsequenzen sich jedoch aus vorauseilendem Gehorsam beim Thema Naturschutz ergeben können und wie Niedersachsen hier bereits vorab Tatsachen geschaffen hat, soll dieser Artikel aufzeigen. Die Honigbiene (Apis mellifera) zählt zu den drei wichtigsten Nutztieren der Menschheit. Ungeachtet der jeweiligen Unterart oder Zuchtlinie gehört die Honigbiene zweifelsfrei zur natürlichen einheimischen Fauna. Durch züchterische Selektion ist die ursprünglich wildlebende Honigbiene jedoch in der heutigen Landschaft nicht mehr anzutreffen. Auch wildlebende Honigbienen gibt es nicht mehr! Seitdem die aus Asien stammende Varroamilbe (Varroa destructor) Europa und Deutschland erreicht hat, sind Bienenvölker auf die Betreuung durch den Menschen angewiesen, um überleben zu können. Aktuelle Studien aus dem nördlichen Bayern zeigen, dass verwilderte Bienenschwärme eine durchschnittliche Lebenserwartung von weniger als einem Jahr in freier Wildbahn haben. Die Todesursachen sind in erster Linie auf die Parasitierung mit der Varroamilbe und durch sie übertragene Viren zurückzuführen. Hinzu kommen aber auch die Limitierung von Futter und die unzureichende Volksgröße. Kurzum: Ohne imkerliche Betreuung und ein effektives Varroamanagement ist die Honigbiene in der heutigen Zeit nicht mehr überlebensfähig. Und trotz dieser „Lebens-Limitierung“ erfreut sich die Imkerei in Deutschland einer großen Beliebtheit! Die Anzahl der Bienenvölker und Imkernden ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Über 140.000 Imkernde mit annähend 900.000 Bienenvölkern waren im Jahr 2022 im Deutschen Imkerbund, dem größten Verband von Imkernden, organisiert. Die Imkerschaft des Braunschweiger Landes ist im Landesverband Hannoverscher Imker organisiert. Dieser vertrat zuletzt die Interessen von über 62.000 Bienenvölkern und über 9.000 Imkernden. Von einem Honigbienensterben sind wir also weit entfernt. Anders sieht es hingegen bei den Wildbienen aus. Bei der Honigbiene sprechen wir, unabhängig von Zuchtlinie oder Ökotyp, stets von einer einzigen Art: Apis mellifera – die westliche Honigbiene. Bei den Wildbienen hingegen fassen wir eine Vielzahl unterschiedlichster Arten und Gattungen zusammen, die unterschiedlichste Ansprüche an ihren Lebensraum stellen und sich durch ihre Nahrung voneinander unterscheiden können. Daher ist es nahezu unmöglich Aussagen zu treffen, die auf alle Wildbienenarten zutreffen. Es trifft zweifelsfrei zu, dass der Großteil der Wildbienenarten in seinem Bestand zurückgeht. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Ein Teil der Wildbienen ist auf wenige Pflanzenarten als Futterpflanze limitiert. Verschwinden diese Pflanzen, verschwinden auch die zugehörigen Wildbienen. Neben der Nahrung stellen die Wildbienen zum Teil auch sehr spezielle Ansprüche an ihre Nistplätze. Hierzu zählen Arten, die ihre Gelege im Boden anlegen. Dazu muss der Boden bestimmten Ansprüchen genügen und darf, um das Gelege nicht zu zerstören, nicht bearbeitet werden. Innerhalb dieser Gelege wächst die nächste Generation der Wildbienen für das Folgejahr heran. Andere Arten nisten in abgestorbenem Pflanzenmaterial oder in Totholz. Werden die trockenen Pflanzen oder Totholz entfernt, werden auch die Wildbienen für das Folgejahr entfernt. Ein wichtiger Punkt, der aber allzu oft außer Acht gelassen wird, besteht darin, dass Wildbienen im Vergleich zu Honigbienen nur geringe Flächen für ihre Nahrungssuche abHonigbienen als Volk. Die Honigbiene ist auf ein Leben im Volk spezialisiert. Sie überwintert in Einheiten von >5.000 Tieren, sodass bereits im zeitigen Frühjahr die Bestäubung frühblühender Pflanzen gewährleistet werden kann. Foto: Fachberatung für Imkerei

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