Landwirtschaft im Braunschweiger Land

2024 ALLGEMEIN 68 als Erntehelfer nach Australien und absolvierte anschließend die Prüfung der Einjährigen Fachschule Landwirtschaft als Nichtschüler. Zum Wintersemester 2018 begann er mit dem Bachelorstudium Agrarwissenschaften in Göttingen. „Für meinen Sohn stand bei all diesen Schritten seines Werdegangs fest, dass er den Betrieb weiterführen wollte“, sagt Birgitt Lütgering. „Gleichzeitig zerbrach ich mir den Kopf, wie die Hofübergabe rechtlich ablaufen sollte, da eine Vererbung in dieser Generation bereits stattgefunden hatte.“ Langer Hofübergabeprozess 2018 stand das Erbe des Lütgeringschen Hofs in Ilsede, ein paar Dörfer weiter, an. „Dieser Hof hatte keinen leiblichen Nachfolger und sollte nach dem Tod der Ehefrau an meinen Vater gehen“, erklärt Luis Lütgering. Für die Übergabe dieses Betriebs ließ sich Familie Lütgering von einem Anwalt und Notar beraten. „Wir hatten dort die Möglichkeit, die gesamte erbrechtliche Situation und die Herausforderungen zu besprechen“, sagt er. „Meine Schwester fasste damals den Entschluss, dass ihr unser gutes Verhältnis am Herzen liegt, und verzichtete auf das Erbe der Betriebe“, sagt Luis Lütgering. „Da habe ich meiner Schwester viel zu verdanken. Auch sie wäre mit einem Master in Agrarwissenschaften hoch qualifiziert gewesen, die Betriebe zu führen.“ So wurde der Hof ein paar Dörfer weiter auf Luis überschrieben. „Das gab auch den Anstoß für die Hofübergabe unseres elterlichen Betriebs“, sagt er. Birgitt Lütgering war in ihrer Wirtschaftszeit stets darauf bedacht, den Betrieb weiterzuentwickeln und zu vergrößern. „Dieses Handeln und Denken meiner Mutter ermöglichten es, dass meine Schwester eine angemessene Abfindung erhielt, die sich nicht nach der Höfeordnung richtete. Mir ermöglichte es zudem die Übernahme einer gut erhaltenen und sanierten Hofstelle sowie eines hochmodernen Maschinenparks“, beschreibt er. Die Hofübergabe sei steuer- und erbrechtlich hoch kompliziert gewesen. „Ohne einen guten Anwalt und Steuerberater hätten wir das nicht so erfolgreich realisieren können. Beide haben sich unserem speziellen Problem angenommen und versucht, für alle Seiten eine passende Lösung zu finden“, sagt Luis Lütgering. Um diese steuer- und erbrechtliche Übertragung zwischen den Geschwistern zu erreichen, brauchte es eine lange Vorbereitungszeit. „Wir mussten in dieser Zeit alle Vermögenswerte genau beleuchten und strikt zwischen Privat- und Betriebsvermögen trennen“, erklärt Birgitt Lütgering. „Das hat Zeit in Anspruch genommen und die Corona-Zeit hat Termine während der Übergabe noch einmal verzögert. Begonnen haben wir mit dem Übergabeprozess 2018, abgeschlossen war er erst 2020. Bis alles in den Grundbüchern eingetragen und umgeschrieben war, dauerte es sogar noch etwas länger. Wir brauchten einen langen Atem“, erinnert sich Birgitt Lütgering. Mit Tradition in die Zukunft Für sie ist es wichtig, dass die Hofnachfolge jetzt frühzeitig geklärt ist: „Ich habe den Betrieb 20 Jahre lang geführt und denke manchmal, wie schnell diese Zeit verflogen ist. Es braucht Zeit, einen Betrieb zu entwickeln, und die hat mein Sohn jetzt.“ Ihren Job als Ärztin hat sie während ihrer aktiven Zeit als Betriebsleiterin nie aufgegeben. „Es war gut, dass ich in meinem Beruf flexibel war. Es gab Zeiten, da bin ich im Job kürzergetreten, um mich mehr in den Betrieb einzubringen. Jetzt kann ich mich noch einmal vollkommen auf meine ärztliche Tätigkeit konzentrieren.“ JETZT TESTEN! • 3 Ausgaben ab nur 9,90 € • Spezialtitel agrarheute RIND, SCHWEIN und/oder ENERGIE nach Wahl Bestellen Sie gleich auf agrarheute-magazin.com/sa. www.agrarheute.com ACKERDISTELN Mit Drohne und KI bekämpfen MARKT Lohnt Raps sich noch? AGRITECHNICA-VORSCHAU NEUHEITEN IM EINSATZ TOPTHEMA ERBRECHT FÜR LANDWIRTE 232303-02 ANK Wiebke Herrmann Foto: Sven Stolzenwald

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