Landwirtschaft im Braunschweiger Land

2024 ALLGEMEIN 67 Verantwortung annehmen Birgitt Lütgering blieb nach dem Tod ihres Manns auf dem Hof in Reppner. Das gute Verhältnis zu ihren Schwiegereltern machte ihr diese Entscheidung leicht. „Ich hätte mit den Kindern auch in meine alte Heimat zu meinen Eltern gehen können, aber ich wollte bleiben – auch damit meine Kinder, die ihren Vater kaum kannten, über den Hof etwas von ihm mitbekommen“, sagt sie. Schwerer als die emotionale Entscheidung sei aber damals die rechtliche Lage gewesen. Der Hof ist in der Höfeordnung. „Im Hofübergabevertrag meines Mannes stand festgeschrieben, dass der Betrieb, wenn Kinder da sind, im Todesfall an sie geht. Als mein Mann starb, griffen diese Klausel und die Höfeordnung“, erklärt Birgitt Lütgering. Im Nachhinein hätten sie den Hofübergabevertrag anders formulieren müssen. „Aus heutiger Sicht hätten wir im Hofübergabevertrag einen Passus einlegen müssen, dass ich nach dem Tod meines Mannes den Hof übernehme und die Hofnachfolge im Erwachsenenalter meiner Kinder regele“, sagt sie. „Damals waren die Kinder viel zu klein, um das festzulegen.“ Trotz dieser schwierigen Konstellation führte sie den Betrieb weiter. „Ich wollte den Betrieb aktiv erhalten, damit meine Kinder später einmal die Chance haben würden, ihn weiterzuführen“, erklärt Birgitt Lütgering. Persönlich sei das Birgitt Lütgering führte nach dem Tod ihres Manns den Betrieb weiter, damit ihre Kinder ihn eines Tages übernehmen können. Foto: Philipp von Rössing eine Herausforderung gewesen. „Ich musste mich am Anfang erst einmal an die landwirtschaftlichen Dimensionen gewöhnen – vor allem finanziell. Auch als Frau in der Landwirtschaft musste ich zunächst meinen Stand finden“, sagt sie. Ganz am Anfang habe sie sich auf das Wesentliche konzentriert. „Als ich merkte, dass ich immer sicherer wurde, habe ich nach und nach den Kreis erweitert und bin Schritt für Schritt mutiger geworden.“ So sei sie in die Verantwortung, die Entscheidungen und Herausforderungen hineingewachsen. „Das hat mich manchmal Mut gekostet. Ich bin daran aber auch persönlich gewachsen“, erklärt sie. Ihre betrieblichen Entscheidungen habe sie immer auf Wachstum und ein Weiterkommen des Betriebs ausgerichtet. „Ich wollte, dass meine Kinder eines Tages einen zukunftsfähigen Betrieb übernehmen können.“ Mit dem Erwachsenwerden der Kinder Luisa und Luis kristallisierte sich immer mehr heraus, dass Luis eines Tages den Betrieb weiterführen wollte. „Spätestens, als ich auf der Michelsenschule in Hildesheim mein Agrarabitur absolvierte, stand für mich der Plan fest, den Hof zu übernehmen“, sagt Luis Lütgering. Seine Freizeit verbrachte er damals bereits auf dem Betrieb. Nach dem Agrarabitur 2016 folgte eine landwirtschaftliche Ausbildung, die er wegen der Fachrichtung im Abitur auf 15 Monate verkürzen konnte. Im Winter 2017/2018 ging Luis

RkJQdWJsaXNoZXIy NDcxNDky