Landwirtschaft im Braunschweiger Land

2024 ACKERBAU 19 gen, Nitratmessungen) sowie ein Exaktversuch durchgeführt, um die Düngewirksamkeit im Vergleich zu betriebsüblich eingesetzten Düngern zu beurteilen. Zum Einsatz kamen sowohl separierte Wirtschaftsdünger als auch Mineraldünger aus sowohl industriellen und kommunalen als auch landwirtschaftlichen Ausgangsstoffen. So wurde u. a. eine Ammoniumsulfatlösung (ASL), aus der Verdampfung von Gärrest sowohl im CULTAN-Verfahren als auch mit der Feldspritze zu Winterweizen ausgebracht. Schwefelsaures Ammoniak (SSA), aus der Kristallisation von ASL, kam breitflächig ausgestreut zu Sommergerste zum Einsatz. Weiterhin wurden pelletierte bzw. granulierte Phosphat-Dünger getestet; zum einen Struvit-Produkte aus industriellen Abwässern, zum anderen ein P-Recycling-Produkt aus Klärschlamm-Asche. Beide Düngemittel wurden sowohl breitflächig mit dem Schleuderstreuer als auch im Rahmen der Unterfußdüngung zu Mais eingesetzt. Während die Ausbringung der SSA- und Struvit-Pellets mit dem Schleuderstreuer ohne größere Probleme verlief, brachten die Struvit-Pellets die Dosiergeräte bei der Unterfußdüngung an ihre Grenzen. Hierfür ist die kantige Form der Pellets und das vergleichsweise schlechte Fließverhalten verantwortlich. Für dieses Verfahren eignete sich das linsenartig granulierte Produkt aus Klärschlamm-Asche deutlich besser. Bei der Ausbringung von ASL mit der Feldspritze verursachte eine Charge durch abgesetzte Schwebstoffe zahlreiche Verstopfungen der Filter. Als Fazit kann festgehalten werden, dass hochgradig aufbereitete, mineraldüngerähnliche Aufbereitungsprodukte dem Anforderungsprofil der Ackerbauregion wesentlich besser entsprechen, als z. B. separierte Gülle oder Gärrest. Mit dem Aufbereitungsgrad steigt die Transportwürdigkeit und die Düngemittel lassen sich auf den Betrieben ohne besondere bauliche Einrichtungen lagern. Dies bietet den Vorteil einer zeitlich flexiblen Anlieferung, sodass die Produkte zum pflanzenbaulich optimalen Einsatztermin auf den Betrieben vorliegen. Somit ist keine Just-In-Time-Lieferung erforderlich, die erfahrungsgemäß häufig mit Problemen behaftet ist, wie z. B. Kapazitätsengpässen, Verkehrsbehinderungen usw. Zudem weisen die Düngemittel eine wesentlich gezieltere Düngewirkung auf als organische Stoffe. Weiterhin, und dies ist eines der bedeutsamsten Kriterien für die Betriebe, lassen sich granulierte bzw. pelletierte Düngemittel sowie ASL mit dem betriebseigenen Schleuderstreuer oder der Pflanzenschutzspritze ausbringen. Hinsichtlich der Granulateigenschaften des SSA und der Struvit-Produkte besteht allerdings noch Optimierungsbedarf. Hier treten teilweise noch technische Probleme bei der Ausbringung auf. Angesichts global knapper werdender und andererseits regional vorhandener Ressourcen ist die Rückgewinnung und Konditionierung von Phosphat aus Abwässern besonders interessant und sinnvoll. Auch für Kläranlagenbetreiber bietet die Klärschlammaufbereitung neue Perspektiven der Klärschlammverwertung. Die Nutzung regionaler Ressourcen ist außerdem vor dem Hintergrund des immer knapper werdenden Angebotes von Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft aufgrund rückläufiger Tierzahlen zu sehen. Die Aufbereitungsverfahren müssen weiter optimiert werden, damit die Endprodukte mit konventionellen Handelsdüngern konkurrieren und diese ggf. ersetzen können. Wie beschrieben, gibt es diesbezüglich Verbesserungsbedarf. Davon abgesehen müssen schlussendlich für die Großfläche interessante Mengen zur Verfügung stehen, damit sich ein Marktgleichgewicht einstellt und die Düngemittel mit Mineraldüngern konkurrenzfähig werden. Alle im Rahmen des Projektes getesteten Düngemittel standen lediglich in sehr begrenzten Mengen zur Verfügung. Die Lieferung bis zum geplanten Ausbringtermin war in einigen Fällen bis zum Schluss unsicher. Aufgrund der volatilen Preise für Mineraldünger strengten einige Abgeber trotz frühzeitiger Absprachen bis kurz vor der Lieferung Nachverhandlungen an, die dem Aufnehmer keine frühzeitig verbindliche Kalkulation ermöglichten. Der verstärkte Einsatz aufbereiteter Nährstoffträger steht zahlreichen Anforderungen sowohl in verfahrenstechnischer und rechtlicher Hinsicht als auch insbesondere unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten gegenüber. Als gesellschaftliche Aufgabe müssen für die weitere Entwicklung marktfähiger Produkte in diesen Bereichen unterstützende Rahmenbedingungen durch eine entsprechende finanzielle, wissenschaftliche und umsetzungsorientierte Begleitung geschaffen werden. Weitere Informationen zu den beiden Partnerprojekten finden Sie unter https://www.lwk-niedersachsen.de/lwk/projekte/ 483_Verarbeitung_organischer_Naehrstofftraeger Und https://www.lwk-niedersachsen.de/lwk/projekte/ 473_Einsatz_organischer_Naehrstofftraeger Düngerstreuer Foto: Christian Weber Kontakt: Christian Weber Landwirtschaftskammer Niedersachsen Bezirksstelle Braunschweig Helene-Künne-Allee 5 38122 Braunschweig Telefon: 0531 28997-243 christian.weber@lwk-niedersachsen.de

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