Landwirtschaft im Braunschweiger Land

2024 ACKERBAU 5 Feldhamster benötigen am besten einen bindigen, tiefgründigen Löss- oder Lehmboden, da sie einen weit verzweigten bis zu 2 m tiefen Erdbau anlegen. Solche geeigneten Böden sind in den fruchtbaren Hildesheimer und Braunschweiger Börden zu finden. Ganz nebenbei sorgen Feldhamster unterirdisch für den Erhalt und die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, in dem sie die Bodenschichten durchmischen und für eine gute Belüftung sorgen. Bei einem Treffen mit interessierten Landwirtinnen und Landwirten Ende Mai 2023 am Ösel im Landkreis Wolfenbüttel ging es um den Feldhamster. Eingeladen hatten der Landvolkverband Braunschweiger Land e. V. und die Ökologische NABU-Station Oker/Aller (ÖNSA) mit Beteiligung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Wolfenbüttel und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Braunschweig. In der Begrüßung der Anwesenden hob Volker Meier, Geschäftsführer des Landvolkverbandes und Landschaftspflegeverbandes Wolfenbüttel, die gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe und freiwilliger Basis hervor. Die Ökologische NABU-Station Oker/Aller betreut in den Landkreisen Peine, Wolfenbüttel und Helmstedt sowie auf dem Gebiet der kreisfreien Städte Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg Schutzgebiete und spezielle Artenschutzprojekte. Grundlage, um Maßnahmen gezielt umsetzen zu können, sind Bestandserfassungen der Arten, die von der ÖNSA mit Unterstützung von Ehrenamtlichen durchgeführt werden. „Der Feldhamster findet immer weniger geeignete Lebensräume mit abwechslungsreichem Futter, welches lange genug auf den Äckern steht, um Wintervorräte einzutragen und Deckung zu bieten“, erläuterte Linda Dack von der ÖNSA das Hauptproblem der bunten Nager in ihren Ausführungen zur Lebensweise von Feldhamstern. Vielfältige Fruchtfolgen, der Anbau von Sommergetreide und alten Getreidesorten, wie zum Beispiel Dinkel, Leguminosen sowie Brachflächen mit Einsaat von Blühmischungen tragen zu einer Verbesserung des Lebensraumes für den Feldhamster bei. Die Vertragsnaturschutzmaßnahmen „Hohe Ähre“, „Luzerneanbau“ und „Kombination Hohe Ähre und Blühstreifen“ stellte Michelle Abstein von der Unteren Naturschutzbehörde vor. Finanziert werden die Maßnahmen aus sogenannten Ersatzgeldern, die für die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft geleistet werden. Bei der Maßnahme „Hohe Ähre“ erfolgt die Ernte mit hochgestelltem Mähwerk unterhalb der Getreideähren. Längere Stoppeln und restliche Getreidekörner bieten Schutz und Deckung sowie Nahrung bis zum Beginn des Winterschlafes der Hamster. Auch die Betrachtung des umliegenden Landschaftsraumes und die Vernetzung von Strukturen beispielsweise durch auf Dauer angelegte Blühstreifen ist wichtig, erwähnte Martina Diehl, Beraterin zum Biotop- und Artenschutz von der Landwirtschaftskammer, Bezirksstelle Braunschweig. Einen vom Landkreis geförderten Luzernegrasstreifen und einen Streifen mit einer 5-jährigen Niedersächsischen Agrarumweltmaßnahme zum Feldhamsterschutz im Rahmen der EU-Agrarförderung hatten Franziska Bennecke vom Rittergut Kissenbrück und Helge Büssemaker von der Maschinengemeinschaft Agrar-Dienste-Vorharz gezeigt. Eine lange Bindungsfrist und strenge Vorgaben bei den EU-Maßnahmen erschweren die Wiederbewirtschaftung einer Fläche nach dem Auslaufen der Maßnahme erheblich. Dies war sehr anschaulich an dem Vorkommen von Ackerfuchsschwanz, Disteln, Brennnesseln und Ampfer auf dem Streifen mit der EUFörderung zu erkennen. Die Abwicklung der Förderung mit dem Landkreis Wolfenbüttel erfolgt dagegen sehr unbürokratisch in Form eines Vertrages, der sogar noch kurzfristig am Tag der Ernte des betreffenden Getreidefeldes abgeschlossen werden kann. Die Teilnahme an Maßnahmen müsse auch Spaß machen, betonten die anwesenden Landwirtinnen und Landwirte. Betriebsindividuell angepasste unterschiedliche Maßnahmen und ein entsprechender finanzieller Ausgleich würden dazu beitragen. Das Interesse an der Maßnahme „Hohe Ähre“ war groß, so dass die Maßnahmenflächen im Landkreis Wolfenbüttel bereits zur Ernte 2023 erheblich ausgeweitet werden konnten. Auch im Landkreis Peine ging es einen großen Schritt voran. Dort können nun auch regionale Vertragsnaturschutzmaßnahmen zum Feldhamsterschutz gefördert werden. Die erste Getreidefläche mit einer Größe von ca. 2 ha in Gadenstedt konnte bereits zur Ernte 2023 für die Maßnahme „Hohe Ähre“ gewonnen werden. Weitere Maßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen sollen hinzukommen. Kontakt: Martina Diehl Landwirtschaftskammer Niedersachsen Bezirksstelle Braunschweig Helene-Künne-Allee 5 38122 Braunschweig Telefon: 0531 28997-129 martina.diehl@lwk-niedersachsen.de Abgeerntetes Getreidefeld mit der Maßnahme „Hohe Ähre“. Foto: Martina Diehl

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