SUBWAY April 2024

33 Minichmayr die Hauptrolle übernommen. Das war dann ganz eine andere Arbeit, eine sehr intensive Zusammenarbeit, eigentlich spannender als beim ersten Mal. Wie bei den Eberhofer-Krimis gibt es auch bei Ihnen an prominenter Stelle einen Kreisverkehr. Ist das eine Hommage an die Komödie-Kollegen aus Niederkaltenkirchen? Nein. Es ist ganz einfach so, dass dieser Kreisverkehr tatsächlich existiert und direkt neben dem Wirtshaus steht, in dem wir drehen wollten. Wir sind wie Dokumentar-Filmer an dieses Niederösterreich herangehen und haben Schauplätze gesucht, wo die Ausstattung nicht groß was dazu bauen muss. Der Kreisverkehr ist offenbar sehr beeindruckend mit seiner riesigen Zwiebel in der Mitte und bleibt als Bild im Kopf, obwohl er im Film nur zwei, dreimal zu sehen ist. Sie wissen aber schon, dass der Kreisverkehr beim Eberhofer Kult ist? Ich weiß es, aber wir Österreicher sind seit den Napoleonischen Kriegen völlig unabhängig von den Bayern. Seither dürfen wir auch Kreisverkehre in unseren Filmen haben. (Lacht) Wie lange benötigen Sie für Sätze wie „Mir ist alles recht. Hauptsache, es ziehen keine Türken ein.“? Das ist ein Originalsatz, der fällt jetzt öfter am Land, weil migrantische Familien sich zunehmend Einfamilienhäuser leisten können. Ich hab für den Film nicht so viel erfinden müssen, ich komme ja vom Land und mein Bruder führt dort den Bauerhof weiter, dadurch kenn ich mich ganz gut aus. Muss man sich fürchten, wenn der Josef Hader im Kaffeehaus neben einem sitzt, weil Sie alles mitschreiben und aufsaugen, was man sagt? Nein, nein, nein. Ich bin eher ganz in dem, was ich grad schreibe und brabbel komische Sachen vor mich hin. Wie lustig ist die Witzarbeit für Sie jetzt? Ist das nach dieser Jahrzehnte langen Karriere noch ein Vergnügen oder harte Arbeit? Ich denke ja nicht in Witzen. Ich denke in Geschichten. Egal ob ich Dialoge schreibe für einen Film oder einen Kabarett- Monolog, ich erzähl immer eine Geschichte. Die Witze kommen mehr so intuitiv. Ich kann auch keine Witze erzählen, da bin ich ganz schlecht darin. Kennen Sie den dreckigsten Witz der Welt? Ich merk mir ja keine. Auch nicht den dreckigsten Witz der Welt. Den gibt es tatsächlich. Comedians in Amerika und England erzählen ihn sich als Vorwärmübung immer gegenseitig. Zurück zum Film, der schon zum Auftakt mit einer langen Einstellung verblüfft. Wie kommen Sie auf diese Bilder? Das ist etwas, was einem nicht einfällt, sondern was man entdeckt, wenn man herumfährt. Zunächst habe ich die Gegend rund um Sankt Pölten abgesucht, aber dort wohnen einfach zu viele Menschen. Es ist zu zersiedelt. Ich konnte keine wirklich definierte Landschaft finden. Fündig geworden bin ich erst weiter oben im Nordosten, im Weinviertel. Wie halten Sie es mit KI? Fluch oder Segen für die kreative Arbeit? Also für meine Arbeit denke ich nicht, dass KI eine Hilfe ist. Fluch ist es für meine Arbeit aber auch keine, dazu mach ich zu persönlich gestrickte Sachen, mich kann man nicht so leicht ersetzen. Aber ich könnte ja einmal eingeben, „suche den besten Titel für das nächste Hader Kabarettprogramm oder für den nächsten Hader Film“ und schauen, was dabei rauskommt. Sie könnten ja auch eingeben „Welche Tabus darf ich nicht verletzen?“ Oder gilt die Frage für Ihr Programm gar nicht? Tabu wären für mich Dinge, die total tragisch für einzelne Menschen sind. Wenn reale Menschen sterben oder ein schweres Unglück haben. Es gibt auch bestimmte Witze, die man nicht machen sollte, weil das Thema zu schwer ist für ein paar flapsige Sätze. Aber man kann eigentlich über jedes ernste und gewichtige Thema Kabarett machen, nur sollte es dann vielleicht ein ganzes Programm sein, eine wirkliche Auseinandersetzung. Bei welchen Komikern lachen Sie persönlich gerne? Seit meiner Jugend habe ich Gerhard Polt verehrt. Oder auch Dieter Hildebrandt, der etwas vollkommen anderes gemacht hat. Und Kollegen wie Georg Schramm oder Rainald Grebe, das sind Sterne am Firmament für mich. Aber das sind alles keine Komiker. Comedians, die ich mag, sind eher amerikanische aus den Sechzigern und Siebzigern. Lenny Bruce, Bill Hicks und der junge Woody Allen, die haben großartigen Stand Up gemacht, die waren für mich sehr inspirierend. Selbst Google findet kaum Kritisches über Sie. Wird Ihnen das „Alle lieben Hader“ bisweilen unheimlich? Sie suchen nicht genug! Weil man könnte schon was finden. Schlechte Kritiken von „Die wilde Maus“ in den wichtigen amerikanischen Filmzeitschriften zum Beispiel. Auch Radio Berlin Brandenburg urteilte über mein Regie-Debüt ganz vernichtend. Die haben gemeint, ich sollte lieber auf der Kabarett-Bühne bleiben. Was ist denn die lustigste Josef Hader Szene aller Zeiten für Sie selber? Wo Sie sagen, das hätte sogar Radio Berlin Brandenburg gefallen müssen? Das kann ich nicht beurteilen, da fehlt mir die Distanz. Oder die Unschuld, je nachdem. Ich lache genau einmal über einen guten Einfall von mir, das ist, wenn er mit einfällt beim Schreiben. Da sitze ich dann kichernd in einem Café und kritzel was hin und gestikuliere und werde von allen, die mich nicht kennen, für einen Volltrottel gehalten. Ich schreib‘ ja gerne dort, wo ich fremd bin und die Sprache nicht verstehe. Da gibt es kroatische Ortschaften, wo ich viel geschrieben habe und lieber nicht mehr hinfahre. Da muss ich mir dann neue Plätze suchen zum Schreiben, wo ich noch nicht so als Idiot verschrien bin. Wird der „Brenner“ eigentlich noch irgendwann eine Auferstehung erleben? Oder ist der endgültig bei den Akten? Da würde ich wie bei James Bond vorschlagen, dass das mal ein anderer Darsteller versuchen sollte. Ich bin als Brenner sozusagen in Rente. Dieter Oßwald Foto Majestic

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